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HIV/Aids in den 1980er und 90er Jahren: Hier entstanden Verletzungen – aus denen sich für den Umgang mit aktuellen Verletzungen durch die Corona-Pandemie lernen lässt. Veranstaltung in Merseburg analog und digital.

Im Rahmen der Reihe "Das gute Leben - nach der Pandemie" steht die dritte Veranstaltung an, zu der wir euch und Sie sehr herzlich einladen wollen. Das Thema der Veranstaltung hat vor dem Hintergrund der Diskussionen um "Affenpocken" noch eine weitere Aktualisierung gefunden, auf die wir in der Diskussion und im Ausblick auch eingehen wollen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

„Queere Gespenster“ – Erinnerungen an gefahrvolle und schamhafte Momente und Ableitungen für das (gute) Leben nach der Pandemie

Termin: Dienstag, 21. Juni 2022, 18:00-19:30 Uhr
Analog: Offener Kanal Merseburg - Querfurt e.V. (Geusaer Str. 86b, 06217 Merseburg)
Digital: Live-Stream unter https://okmq.de/tv/livestream
Informationen: www.hs-merseburg.de/das-gute-leben

„Gespenster“ sind Menschen und Ereignisse der Vergangenheit, die trotz ihrer aktuellen Nicht-Existenz, die Gegenwart und Zukunft prägen. In Bezug auf schwule und queere Communities ist ein solches „Gespenst“ HIV/Aids in den 1980er und 90er Jahren. Hier entstanden Verletzungen – aus denen sich für den Umgang mit aktuellen Verletzungen durch die Corona-Pandemie lernen lässt. Gemeinsam mit Prof. Dr. Zülfukar Çetin, Dr. Yener Bayramoğlu, Dieter Telge aka Edith Anstand (angefragt) und Dr. Karsten Schubert blicken wir auf die Erfahrungen spezifisch mehrheitsdeutscher und türkisch-migrantischer schwuler und queere Communities und diskutieren allgemeine Ableitungen.

Das Thema der Veranstaltung hat vor dem Hintergrund der Diskussionen um "Affenpocken" noch eine weitere Aktualisierung gefunden, auf die wir in der Diskussion und im Ausblick auch eingehen wollen. Es moderiert Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß von der Hochschule Merseburg.

Die Reihe „Das gute Leben – nach der Pandemie“ findet in Kooperation von Hochschule Merseburg (Lehrstuhl: Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß), Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt und Offenem Kanal Merseburg-Querfurt e.V. statt.

-    Zeit: 22. Mai 2018, 17:00 Uhr bis 18:30 Uhr
-    Ort: Hochschule Merseburg (Gartenhaus, Eberhard-Leibnitz-Str. 2)

Silas Schmidt von Wymeringhausen trägt aktuell mit seinen*ihren Beiträgen zur Ausstellung „generell frisch“ im Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg zu einer offenen und toleranten Stadt Merseburg bei. Fokussiert auf schwule Inhalte - insbesondere Cruising - eröffnet der*die Künstler*in Reflexionsräume für schwule Kultur. Einige Reaktionen aus dem Museum sorgten für Aufmerksamkeit. Entrüstet über die als vulgär empfundene Sprachwahl in den Exponaten und die Darstellung auch erigierter Penisse verwendete eine Mitarbeiter*in des Museums mehrfach den Begriff „abartig“ in Bezug auf die gezeigten Exponate. Medial hat sich darauf hin eine Diskussion entfacht, die überregional und regional wirkte.

Aber worum geht es eigentlich? Und was können wir als produktiven Ertrag für unseren Landkreis und unsere Stadt Merseburg aus der Debatte ziehen? Dazu findet an der Hochschule Merseburg eine Diskussionsveranstaltung statt, die sich mit der Debatte um die Exponate „Cruising“ von Schmidt von Wymeringhausen befasst. Eingeladen hat Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß, Professor für Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung an der Hochschule, alle Beteiligten – und darüber hinaus weitere Personen, die zur Debatte beitragen können:

Als Diskussionspartner*innen sind eingeladen bzw. haben bereits zugesagt: Der Künstler Silas Schmidt von Wymeringhausen (zugesagt), Heiner Schulze vom Schwulen Museum* in Berlin (zugesagt), ein*e Vertreter*in des Kulturhistorischen Museums Schloss Merseburg bzw. des Landkreises (angefragt), ein*e Vertreter*in des Berufsverbandes Bildender Künstler Sachsen-Anhalt (angefragt).

Bei der Veranstaltung soll es darum gehen, (a) unterschiedliche Positionen zu Kunstwerken auszuhalten und (wertschätzend) miteinander ins Gespräch zu bringen, (b) Freiheiten und Möglichkeiten der Kunst zu diskutieren und (c) auch auf die Sprachwahl in einer auch einmal „derb“ geführten Auseinandersetzung zu schauen. Auch in der Ablehnung von Werken und Positionen können einmal Begriffe fallen, wie „scheußlich“, „unangemessen“, „vulgär“ o.ä. – hingegen sind in Deutschland noch immer allzu rasch nazistische Begriffe wie „abartig“ bei der Hand, deren nazistische Prägung der Dresdner Romanist Victor Klemperer in seinem Band LTI („Lingua tertii imperii“, dt. „Die Sprache des Dritten Reiches“) aufgezeigt hat, ein Band der immerhin zu DDR-Zeiten Pflichtlektüre an Schulen war.

Bei der Veranstaltung wird es um gewinnenden Austausch gehen. Nach einer Diskussion auf dem Podium haben auch Sie die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich in die Diskussion einzubringen. Ziel ist, dass wir alle etwas mit der Debatte gewinnen können.

In gewissem Maße als „Warm-up“ findet bereits eine Woche zuvor, am 16. Mai um 12:40 Uhr (bis 13:20 Uhr), die bereits seit längerem von der Hochschule Merseburg angekündigte  Lunch lecture mit dem Titel "'Auf der Suche nach einer verrufenen Klappe...' Von Klappen (Klappensex) und heutigem queeren Widerstand" statt, bei der Heinz-Jürgen Voß über neuste Erkenntnisse zur schwulen Klappenkultur referiert.

[Aus organisatorischen Gründen ist die Veranstaltung abgesagt - durch die späte Regierungsbildung ist die Bewilligung der Bundesförderung zu unsicher.]

Sehr gern weise ich auf das Workshop-Wochenende im LSBTIQ*-Tagungszentrum Waldschlösschen (bei Göttingen) hin - und freue mich auf ein schönes und queer-ideenreiches Wochenende mit euch/Ihnen. Da insgesamt nur 20 Plätze zur Verfügung stehen, ist frühzeitige Anmeldung empfehlenswert:

Queere Zugänge - im Anschluss an Guy Hocquenghem: „Die Idee der Homosexualität musikalisieren“
Ein Seminar zur gemeinsamen Reflexion und queeren Ideenentwicklung

Termin / Ort: 10. bis 12. August 2018, Waldschlösschen

Mit den Referent*innen: Birgit Bosold, Jule Jakob Govrin, Mattias Duyves, Gert Hekma, Hans Hütt, Rüdiger Lautmann, Norbert Reck und Ulrich Würdemann – die auf je unterschiedliche Weise (Vortrag, moderiertes Gespräch, Workshop), mit zeitgeschichtlichem und aktuellem Blick, zum Gelingen des Wochenendes beitragen. Moderiert von: Heinz-Jürgen Voß.

Inhalte:

  • Offenes, queeres Verständnis des (homo)sexuellen Tuns
  • Schwule Geschichte – und lesbische, feministische Kritik
  • Deutsch-französischen Austausch und den Blick französischer Aktivist*innen auf die „Schwulenbewegung“ in Westberlin und in der BRD
  • Reflexion von Rassismus und Ansätze für intersektionale Zugänge

Der Selbstkostenbeitrag beträgt 60 Euro, wobei Übernachtung und Verpflegung enthalten sind.

Vollständige Seminarankündigung und Anmeldung: https://www.waldschloesschen.org/de/veranstaltungsdetails.html?va_nr=8424

Ideengebend für das Seminar ist das Buch "Die Idee der Homosexualität musikalisieren": https://www.psychosozial-verlag.de/2783 .

Eine Kooperationsveranstaltung von Waldschlösschen und Hochschule Merseburg, Institut für Angewandte Sexualwissenschaft.

DIE IDEE DER HOMOSEXUALITÄT MUSIKALISIEREN. VON RADIKALER SCHWULENBEWEGUNG UND CRUISING.
***Ein Gespräch zum Buch mit dem Herausgeber Heinz-Jürgen Voss***Eintritt frei***keine Vorkenntnisse nötig***

Heinz-Jürgen Voss ist Sexualwissenschaftler*in. In seinem neusten Buch geht es um den französischen Aktivisten Guy Hocquenghem. Seine Auffassung: Jeder Mensch ist zu gleichgeschlechtlichem Begehren fähig. Jeder Mensch ist also bisexuell?

Damit wird Guy Hocquenghem auch als wichtiger Vordenker der Queer-Theorie eingeordnet. Zugleich kann man an seinen Werken nachvollziehen, wie er - als weisser Mann - nach und nach gelernt hat, den eigenen Rassismus zu reflektieren. Und er sah Cruisen und Klappensex als wichtige Möglichkeiten an, wie Menschen sich kennenlernen könnten - über gesellschaftliche Schranken hinweg.

Ohne Klappensex wird "jeder [...] nur noch in seiner eigenen gesellschaftlichen Klasse ficken", wie es in seinem Aufsatz im Buch heist, den Salih Alexander Walter aus dem Französischen übersetzt hat. Warum kam Hocquenghem zu dieser Einschätzung?

Heinz-Jürgen Voss erläutert die wichtigen Punkte des Buches und bringt kleine Textabschnitte mit. Davon ausgehend diskutieren wir unter der Moderation von Florian Vock.

Ort und Infos zur Veranstaltung:
7. März, 19:30 Uhr, Heldenbar Zürich (Sihlquai 240, 8005 Zürich),
...bei Facebook.

Infos zum Buch:
...finden sich sich hier.

In Kürze folgen Buchvorstellungen in:
Leipzig (15. März), Berlin (5. April), Regensburg (17. Mai), Wien (28. Mai), Merseburg (6. Juni), München, Essen etc.

In Kürze steht wieder die Leipziger Buchmesse an - die Publikumsbuchmesse für Bücher in der Bundesrepublik. Zum Rahmenprogramm gibt es auch wieder sexualwissenschaftlich relevante Angebote mit Bezug zu Merseburg, auf die ich sehr gern hinweisen möchte. Es sind wieder zahlreiche Buchvorstellungen und – darüber hinaus – Vorträge geplant, zu denen Sie und ihr herzlich eingeladen seid:

Buchvorstellungen und Vorträge direkt auf der Buchmesse, u.a. relevant:
[1] Die Idee der Homosexualität musikalisieren: Zur Aktualität von Guy Hocquenghem
Gespräch mit Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß und Dr. Norbert Reck
Donnerstag, 15.03.2018, 14:00 – 14:30 Uhr
Ort: Halle 3, Stand H204

[2] Vielfältige Antworten auf einfältige Bemerkungen: Wie wir auf rassistische, sexistische und andere schockierende Kommentare reagieren könn(t)en
Kurz-Workshop mit Prof. Dr. Johannes Herwig-Lempp
Samstag, 17.03.2018, 13:00 – 13:30 Uhr
Ort: Halle 3, Stand H204

Buchvorstellungen im Rahmen von Leipzig liest:
[1] Lustvoll körperwärts: Körperorientierte Methoden für die Sexuelle Bildung von Frauen
15. März 2017, 18:00 Uhr
Verfasser*in: Julia Sparmann
Ort: Frauenkultur Leipzig, Windscheidstr. 51, 04277, Leipzig (Süd)
Beschreibung: Körperorientierte Methoden sind eine große Bereicherung für die ganzheitlich orientierte Sexuelle Bildung. Neben der kognitiven und emotionalen Auseinandersetzung mit sexuellen Themen erweitern körperorientierte Methoden das Spektrum sexueller Bildung um konkrete Körpererfahrungen. Eintritt: frei

[2] Gewaltpräventionskonzepte für die Arbeit mit Mädchen und Frauen mit Behinderungen
15. März 2017, 18:30 Uhr
Verfasser*in: Esther Stahl
Ort: Frauenkultur Leipzig, Windscheidstr. 51, 04277, Leipzig (Süd)
Beschreibung: Mädchen und Frauen mit Behinderungen sind mehr als doppelt so häufig von sexualisierter Gewalt betroffen wie ihre Altersgenossinnen ohne Behinderung. Bereits 2009 hat sich die Bundesregierung, mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, Diskriminierungen und Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen abzubauen. Dass diese Verpflichtung in weiten Teilen nicht umgesetzt wurde, zeigt unter anderem die mangelhafte Existenz von Gewaltpräventionskonzepten in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Neben einer Analyse liefert das Buch Schlussfolgerungen für gelingende Gewaltprävention. Eintritt: frei

[3] Die Idee der Homosexualität musikalisieren: Zur Aktualität von Guy Hocquenghem
15. März 2017, 19:00 Uhr
Verfasser*innen: Rüdiger Lautmann, Norbert Reck, Heinz-Jürgen Voß, Guy Hocquenghem (übersetzt von Salih Alexander Wolter)
Ort: Frauenkultur Leipzig, Windscheidstr. 51, 04277, Leipzig (Süd)
Beschreibung: „Ich würde die Idee der Homosexualität gern musikalisieren: Sie existiert nur in ihren Rhythmen, ihren Intervallen und ihren Pausen, sie existiert nur durch ihre (dramatische) Bewegung. Sie konjugiert Unsichtbarkeit und Sichtbarkeit in diesem Rhythmus des Erscheinens und des Verschwindens.“ (Guy Hocquenghem) Der französische Schwulenaktivist und Autor Guy Hocquenghem ist für aktuelle queere, identitätskritische Betrachtungen hochaktuell. Er und seine Gruppe FHAR prägten auch die Debatten in Westberlin und der frühen Bundesrepublik.

[4] Sexualität von Männern: Dritter Deutscher Männergesundheitsbericht
15. März 2017, 19:30 Uhr
Herausgeber*innen: Doris Bardehle, Theodor Klotz, Bettina Staudenmeyer, Heinz-Jürgen Voß
Ort: Frauenkultur Leipzig, Windscheidstr. 51, 04277, Leipzig (Süd)
Beschreibung: Das Thema Sexualität begegnet uns überall: in Filmen und Büchern, in der Werbung, in der Presse und im Internet. Doch wie sieht es mit der sexuellen Gesundheit in Deutschland wirklich aus? Obwohl das wissenschaftliche Interesse an männlicher Sexualität in den letzten Dekaden gewachsen ist, fehlen uns zu vielen Aspekten belastbare Daten. 40 Expertinnen und Experten analysieren in 31 Beiträgen den erreichten Stand, zeigen Defizite auf und geben umfangreiche Handlungsempfehlungen.

Weiterführende Links:
- http://www.leipziger-buchmesse.de/
- http://www.frauenkultur-leipzig.de/Programm/Programm.html
- https://www.psychosozial-verlag.de/catalog/index.php/cPath/2000_2130

Weitere Buchvorstellungen von "Die Idee der Homosexualität musikalisieren: Zur Aktualität von Guy Hocquenghem" sind in: Zürich (7. März), Berlin (5. April), Regensburg (17. Mai), Wien (28. Mai), Merseburg (6. Juni), München, Essen etc.

Ausgehend von Betrachtungen zur Klappenkultur in Westberlin – und ihre Beurteilung durch Aktivist*innen aus anderen europäischen Ländern, etwa durch Guy Hocquenghem – wendet sich der Sexualwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß (Hochschule Merseburg) aktuellen bedrohlichen gesellschaftlichen Entwicklungen zu. Er schildert, wie rechte Strömungen zunehmend Diskurse bestimmen, und verweist – unter anderem in Anschluss an die lesbische Aktivistin Jutta Oesterle-Schwerin – darauf, dass unter dem Deckmantel aktueller gesellschaftlicher Normierungen neue (gewalttätige) Restriktionen eingeführt werden. Voß fragt und stellt zur Diskussion: Wie können wir etwa den von Hubert Fichte positiv geprägten Begriff „Verschwulung“ behaupten – gegen „unsere“ eigene Geschichtsvergessenheit und gegen rechte Vereinnahmung?

Die Veranstaltung findet als Begleitveranstaltung zur Ausstellung von Marc Martin "Fenster zum Klo. Public Toilets & Private Affairs" im Schwulen Museum* (Berlin) statt. Beginn ist 19:00 Uhr.

Heinz-Jürgen Voß ist Biolog*in und Sexualwissenschaftler*in an der Hochschule Merseburg.

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Update: Achtung, Ironie!

Sachsen-Anhalt: AfD-Chef André Poggenburg lässt sich die Geschlechtsunterschiede erklären und tritt nun doch für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt ein

Das geht aus einem Ankündigungsflyer hervor, mit dem André Poggenburg, Gerald Wolf und die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg für die Veranstaltung „Gender an der Uni?!“ am 12. Januar 2017 werben. [1]

Zur Erinnerung: In der gerade zurückliegenden Magdeburger Erklärung hatten sich André Poggenburg und die AfD noch für völkisches Denken ausgesprochen und erklärt: „In unseren Kindern leben Familie, Volk und Nation fort.“ Poggenburg setzte sich hiermit für ein vollständiges staatliches Zugriffsrecht auf Kinder ein – sie sollten im völkischen Sinne erzogen werden. Hingegen lehnte er die Bildungspolitik des aktuellen demokratischen Staates als unzulässige Einmischung in die Erziehungsangelegenheiten der Eltern ab. Kinder bis 14 Jahre, aber auch Heranwachsende, dürften insbesondere keine Sexualaufklärung erhalten, weil sie diese zu sehr verunsichern würde. Auch sollte, wie es in der Magdeburger Erklärung heißt, das Erziehungsrecht von alleinerziehenden Müttern und Vätern und das von geschiedenen Eltern staatlich sanktioniert werden und die Kinder möglichst in Adoptivfamilien gegeben werden. (Zu den Inhalten der Magdeburger Erklärung können Sie hier weiterlesen.)

Zur aktuellen Veranstaltung: Damals war es für André Poggenburg und seine AfD noch ganz problematisch, dass Kinder mitbekommen könnten, dass einige von ihnen einen Penis und Hodensack, andere eine Vulva haben und dass es auch bei den körperlichen Merkmalen individuelle Unterschiede gibt. Entsprechend sollten cis-Jungs nur mit cis-Jungs und cis-Mädchen nur mit cis-Mädchen geschlechtlichen Umgang haben, um nicht durch andere geschlechtliche Merkmale verunsichert zu werden. Heute zeigt sich Poggenburg ganz verwandelt. In der neuerlichen Ankündigung ist zu lesen, dass das Leben „fade“ wäre ohne diese „Geschlechtsunterschiede“. Von dem Romanautor und dem emeritierten Magdeburger Neurobiologen Dr. Gerald Wolf bekommt André Poggenburg nun das Interessante an den Geschlechtsunterschieden erklärt. Von ihm erfährt er am 12. Januar, wie „das weibliche Gehirn, wie das männliche“ tickt und warum „Wissenschaftler, Politiker und Pädagogen“ „um die Antwort“ rings um Fragen von Geschlechtlichkeit „ringen“. Ob es Wolf gelingt, Poggenburg von den Geschlechtsunterschieden zu begeistern und ob sie dann auch schon von Jugendlichen „entdeckt werden dürfen“ – oder doch erst ab dem 18. oder 21. Lebensjahr –, wird sich zeigen. Immerhin verspricht die Veranstaltung unterhaltsam zu werden, denn „Wissenschaft ist humorlos, dieser Roman ist es nicht“ heißt es in der Ankündigung von Wolfs aktueller literarischer Hervorbringung „Das Liebespulver“ (2013).

Aber: Etwas ernsthafter Hintergrund ist bei der Veranstaltung doch dabei. So liegt der Frauenanteil unter den Professuren an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gerade einmal bei 14 % (Stand: 2017) und damit weit hinter dem bundesdeutschen Schnitt (23 %). Die hoch dotierten C4/W3-Professuren sind in Magdeburg sogar fast ausschließlich mit Männern besetzt (laut Gleichstellungskonzept sind 130 männlich und 8 weiblich besetzt; Frauenanteil 5,8 %). Hier zeigt sich Handlungsbedarf und liegt es an der Universität Magdeburg die stete Männerförderung zurückzufahren und über eine Berufungsordnung sicherzustellen, dass gleichberechtigt auch Frauen auf Professuren berufen werden. Etwa ein Ausbau des Kompetenzzentrums Geschlechterforschung und die Einrichtung eines Schwerpunktes Geschlechterforschung könnten hilfreich sein, um spezifische Ursachen für die Ungleichbehandlung zu erkennen. Fragen könnten sich auf die Karrierewege von Frauen und Männern, ob cis- oder trans-, in den wissenschaftlichen Disziplinen richten. Und sie könnten darauf zielen, wie junge Leute unabhängig des Geschlechts gleichermaßen für den mathematisch-technischen, den naturwissenschaftlichen und den sozialwissenschaftlich-geisteswissenschaftlichen Bereich gewonnen werden können – wie es international in Ländern mit besonders erfolgreicher Forschung der Fall ist.

[1] Der Eindruck, dass es sich auch um eine Veranstaltung der Universität selbst handelt, entsteht, da sich auf dem Flyer keinerlei Angabe über den_die Veranstalter_in findet.

Anastasia Gulei aus der Ukraine überlebte eine sehr lange Haft im Vernichtungslager Auschwitz und wurde zu Kriegsende aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen befreit. Sie kämpft seit Jahren dafür, dass der Nazi-Terror nicht in Vergessenheit gerät. Am 27. Oktober 2014 kommt sie zu einem Gespräch mit Studierenden und Interessierten an die Hochschule Merseburg.

# Montag, 27.10.2014, 18:00 Uhr
# Theater am Campus, Hochschule Mersebur
# ausführliche Informationen

"Die Asyl-Monologe" im Theater am Campus

Die Asyl-Monologe (Buch und Regie: Michael Ruf)
# 8. Oktober 2014
# 19:00 Uhr
# TaC - Theater am Campus (Hochschule Merseburg, Gebäude A, Erdgeschoss; Eberhard-Leibnitz-Str. 2 / Geusaer Straße)
# Infos zum Projekt: hier

Das dokumentarische Theaterstück "Die Asyl-Monologe" erzählt von Menschen,
die Grenzen überwunden, Verbündete gefunden, ein "Nein" nie als Antwort
akzeptiert und unter aussichtslosen Bedingungen immer weiter gemacht haben.
Die Veranstaltung an der Hochschule Merseburg ist ein Gastspiel der Bühne
für Menschenrechte e. V. und die Aufführung öffentlicher Teil eines Seminars
im Rahmen des Studiengangs „Soziale Arbeit“. Nach der Aufführung gibt es die
Möglichkeit zur Diskussion. Der Eintritt ist für alle frei und ohne
Anmeldung. Um eine Spende wird gebeten.
Das Seminar „Soziale Arbeit – Flucht – Migration“ des Bachelorstudiengangs
Soziale Arbeit der Hochschule Merseburg beschäftigt sich im ersten Modul mit
der praktischen Umsetzung konkreter Projekte in der Stadt Merseburg und im
Saalekreis – jeweils in Kooperation mit Vereinen und Institutionen aus der
Region. Die Studierenden organisieren Veranstaltungen und Projekte der
sozialen Arbeit und entwickeln sich auf diese Weise Zugänge zum
theoretischen und methodischen Fundament des Arbeitsbereichs.

Zum Inhalt der Asyl-Monologe:
Nach Monaten beharrlicher Protestcamps hält der Kampf der Geflüchteten an:
die demonstrierenden Flüchtlingsaktivist/-innen in Berlin sind weiterhin
sehr aktiv; bundesweit treten immer wieder Geflüchtete in den Hungerstreik
gegen die Asylpraxis; in Bayern hindert die Polizei Geflüchtete daran, mit
einem Marsch nach München für ihre Rechte zu demonstrieren. Rechtsextreme
Kader machen zugleich immer wieder Stimmung gegen Geflüchtete – auch in
Merseburg.
Die Asylmonologe beruhen auf dem Konzept des dokumentarischen Theaters:
Wortgetreue Texte, die auf Interviews beruhen, verleihen den Stimmen sonst
ungehörter Menschen Gehör. Professionelle Schauspielerinnen und Schauspieler
bieten die Monologe dar und sprechen damit das Publikum direkt an - sie
berühren und aktivieren. Inspiration sind die Actors for Human Rights aus
Großbritannien.

Information und Kontakt:

Zum Theater am Campus (Tac):
Skadi Gleß: skadi.gless(at)hs-merseburg.de

Zum Seminar:
Torsten Linke: torsten.linke(at)hs-merseburg.de
Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß: heinz-juergen.voss(at)hs-merseburg.de

Zu den Asylmonologen:
Bühne für Menschenrechte e.V.: www.buehne-fuer-menschenrechte.de