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Genderqueer.de hat mit Verweis auf naturenews einen deutlichen und guten Kommentar veröffentlicht: Warum werden nicht Menschen vielfältiger Merkmale beim Sport zugelassen?

Auch Anne Fausto-Sterling hat u.a. in "Gefangene des Geschlechts" deutlich geziegt, wie unterschiedliche Leistungen von Frauen und Männern auf unterschiedliche Trainingsbedingungen zurückzuführen sind. So wurde Frauen beim Marathon eine vergleichbare Leistung zu der der Männer abgesprochen - entsprechend durften sie erst seit den 1960er Jahren an Wettkämpfen teilnehmen und hat sich seitdem der Abstand radikal von mehr als einer Stunde, auf 10 Minuten reduziert (- wohlgemerkt bei den Weltrekordler_innen im Spitzensport, Menschen die nicht so trainieren, sind selbstverständlich weit davon entfernt bzw. schaffen die Strecke nicht einmal). Plastisch führt Fausto-Sterling aus, dass bei gleicher Sozialisation von früh an, gleiche Trainingsleistungen erreicht würden.

Auch bei naturenews wird auch diese Frage benannt - und werden unterschiedliche Sichtweisen deutlich:

"Why not accept different androgen levels as natural genetic variation?
Some experts, including Genel, argue that, as other kinds of physiological variation, such as height or oxygen-carrying capacity, are accommodated in sport, perhaps natural variations in hormone levels should be accepted too. Others, such as Collins, argue that androgen levels are the main reason for the difference in men and women's sporting performance, and so it makes sense to take these levels into account when deciding eligibility.
Collins and Genel agree, however, that despite the high numbers of female elite athletes with AIS, there isn't any direct evidence that such disorders give them an unfair advantage. "It's impossible to test," says Collins."

Und ein früherer Beitrag zum weiterlesen.

Bündnis 90 / Die Grünen haben im Bundestag einen richtungsweisenden Antrag eingebracht, der die Rechte von Intersexuellen stärken und die derzeitige gewaltätige und menschenverachtende Behandlungspraxis überwinden will. Damit knüpfen Bündnis 90 / Die Grünen an Initiativen der Bundestagsfraktion Die.Linke an.

Der Antrag im Wortlaut: (English version: „safeguarding the rights of intersex people“)

Der Bundestag wolle beschließen:
Intersexuelle Menschen sollen als ein gleichberechtigter Teil unserer vielfältigen Gesellschaft anerkannt und dürfen in ihren Menschen- und Bürgerrechten nicht eingeschränkt werden. Als intersexuell werden Menschen bezeichnet, bei denen Chromosomen und innere oder äußere Geschlechtsorgane nicht übereinstimmend einem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugeordnet werden können oder die in sich uneindeutig sind. Wissenschaftlichen Studien zufolge werden in Deutschland etwa 150 bis 340 Kinder pro Jahr geboren, die als intersexuell klassifiziert werden können. Die Gesamtzahl der Betroffenen mit schwerwiegenderen Abweichungen der Geschlechtsentwicklung liegt nach Angaben der Bundesregierung bei etwa 8.000 bis 10.000 (BT-Drs. 16/4786). Die Verbände der Intersexuellen sprechen allerdings von einer deutlich höheren Zahl der Betroffenen. Trotz dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse ignoriert die deutsche Rechtsordnung die Existenz intersexueller Menschen, die sowohl juristisch als auch gesellschaftlich ausgegrenzt bleiben.

Der Bundestag fordert die Bundesregierung daher dazu auf,
· die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Personenstandsgesetz so zu ändern, dass ein Geschlechtseintrag in der Geburtsurkunde auch der Existenz von intersexuellen Menschen Rechnung tragen kann;
· einen Gesetzentwurf vorzulegen, wonach die gesetzlichen Grundlagen für offizielle statistische
Erhebung so geändert werden, dass bei der Angabe „Geschlecht“ nicht nur zwei Antworten
möglich sind;
· sicherzustellen, dass das prophylaktische Entfernen und Verändern von Genitalorganen auch
bei intersexuellen Kindern unterbleiben soll;
· gemeinsam mit den Ländern ein unabhängiges Beratungs- und Betreuungsangebot für betroffene Kinder, deren Eltern, betroffene Heranwachsende und Erwachsene, zu schaffen und dabei die Beratungs- und Selbsthilfeeinrichtungen der Betroffenenverbände einzubeziehen; F 142/112
· gemeinsam mit den Ländern eine Beratungsstelle für die Angehörigen der beteiligten Gesundheitsberufe (Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Hebammen etc.) zur medizinischen, psychologischen und gesellschaftlichen Aufklärung über das Thema Intersexualität einzurichten;
· den Dialog mit den zuständigen Bundes- und Landeskammern der Ärzte und Psychotherapeuten sowie der Hebammenverbände aufzunehmen, mit dem Ziel das Curricula in Ausbildungsund Prüfungsordnungen um das Thema Intersexualität, in den ebenso Perspektive der intersexuellen Menschen vorkommt, zu ergänzen und es verstärkt im Rahmen von Fort- und Weiterbildungsangeboten zu berücksichtigen;
· bei den Ländern darauf hinzuwirken, dass das Thema Intersexualität ein fester Bestandteil des
Schulunterrichts, beispielsweise in den Fächern Biologie, Sozialkunde oder Ethik wird;
· bei den Ländern darauf hinzuwirken, dass die Fristen für die Aufbewahrung der Krankenakten
bei Operationen im Genitalbereich auf 30 Jahre ab Volljährigkeit verlängert werden;
· weitere wissenschaftliche interdisziplinäre Forschungen zum Thema Intersexualität mit einem
interdisziplinären Ansatz und auch unter Beteiligung von Kultur-, Gesellschaftswissenschaften
wie der Betroffenenverbände zu fördern.

Berlin, den 7. April 2011

Der vollständige Antrag mit samt der Antragsbegründung findet sich hier.

"Denn um die Gelegenheit zur Paarung nicht zu verpassen, stürzen sich
die Männchen vieler Froschlurcharten normalerweise auf fast alles,
was etwa die Größe eines Weibchens hat. Bei ihrer Suche umklammern
sie deshalb auch andere Männchen und nicht selten sogar Bierdosen
oder tote Fische. Bei Rana arvalis wolterstorffi sind Fehlpaarungen
mit Männchen selten; als Grund kommt aus Sicht der Forscher nur das
Blau infrage, das offenbar vor solch vergeblicher Liebesmüh schützt."

(Quelle: http://www.firmenpresse.de/pressinfo233069.html)

Beitrag in der Geo.

Zur gesellschaftlichen Konstruktion von biologischem Geschlecht - Heinz-Jürgen Voß from Schwulenreferat Gießen on Vimeo.

(Die gezeigten Folien werden jeweils eingeblendet.) Herzlichen Dank nach Gießen!

Das eingehende Buch zum Thema: "Geschlecht: Wider die Natürlichkeit" (in der Reihe theorie.org; 180 Seiten, 10 EUR, ISBN 3896576631). Eine Übersicht der Rezensionen (zugänglich jeweils im Volltext) findet sich hier. Ebenfalls erschienen: "Making Sex Revisited: Dekonstruktion des Geschlechts aus biologisch-medizinischer Perspektive" (Transcript Verlag; 466 Seiten, 34,80 EUR, ISBN 3896576631). Zahlreiche Rezensionen (meist im Volltext) finden sich hier.

Nachdem die Äußerungen von Friedrich, der sich in seiner Antrittsrede zum Bundesinnenminister mit Ausführungen dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre gegen den Bundespräsidenten Christian Wulff wandte, auf breite Gegenwehr stießen, schlug Seehofer am heutigen politischen Aschermittwoch in die gleich Kerbe wie Friedrich: Der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Er führte gar die Aufklärung auf eine christlich-jüdische Tradition zurück. Indessen ist interessant, dass sich gerade die aufgeklärt zeigenden Europäer um 1800 ausdrücklich auf den Islam beriefen. Johann Wolfgang von Goethe studierte intensiv den Islam, Bettine von Arnim widmete eine ihrer Schriften ausdrücklich dem "Geist des Islam". Der bekannte, die Vernunft des Menschen betonende, Roman "Robinson Crusoe" aus dem 18. Jahrhundert, war eine späte Entsprechung einer von Ibn Tufail im arabisch-islamischen Mittelalter veröffentlichten Schrift, die die Vernunft des Menschen zentral gesetzt hatte: "Hajj ibn Jaqzan der Naturmensch". Weiterlesen » » » »

"Denn Gender Medizin ist heute, so wie sie meistens kommuniziert wird, eigentlich eine „Sex Medizin”, wie Expert_innen kritisieren. Der Fokus liege häufig auf biologischen Unterschieden, nicht jedoch auf sozialen oder strukturellen Bedingungen, wie es der Begriff Gender nahelegen würde."

Bettina Enzenhofer aus Wien hat einen differenzierten Beitrag zu Gender Medizin geschrieben. Enzenhofer arbeitet die Bedeutung solcher Betrachtungen heraus, thematisiert aber dabei auch, dass Gender Medizin Unterschiede nicht selten als quasi-natürlich voraussetze.

Der Beitrag findet sich hier, im Wiener Magazin an.schläge.

Manchmal lohnt ein Blick zurück, um zu sehen, wie dicht verflochten Wissenschaft und öffentliche Reaktionen sind. So führten wissenschaftliche Berichte über Parthenogenese (Jungerfernzeugung) dazu, dass sich sofort mehrere Frauen melden, die "beteuerten, Mädchen geboren zu haben, ohne zu der fraglichen Zeit Umgang mit Männern gehabt zu haben". Hier der Beitrag im Spiegel.

Umfassend geforscht zu Parthenogenese hat Kirsten Smilla Ebeling. In ihrem Buch "Die Fortpflanzung der Geschlechterverhältnisse. Das metaphorische Feld der Parthenogenese in der Evolutionsbiologie" (NUT-Schriftenreihe Band 9, Talheimer Verlag) aus dem Jahr 2002 arbeitet sie die biologischen Theorien zu Parthenogenese für unterschiedliche Arten auf - und macht auch die androzentrischen Erwartungshaltungen der Wissenschaftler sehr deutlich.

Zu letzterem sei an dieser Stelle auch die Arbeit von Bonnie Spanier "Im/Partial Science: Gender Ideology in Molecular Biology" (1995) empfohlen, die deutlich macht, wie selbst Austauschvorgänge von DNA bei Bakterien in der Molekularbiologie vergeschlechtlicht wurden, aus der eigenen Geschlechtswahrnehumg der Wissenschaftler heraus.

Eine der wichtigen Passagen - Mit „der dauernden Fortpflanzungsunfähigkeit hat der Gesetzgeber [im Transsexuellengesetz] eine unzumutbare Voraussetzung für die personenstandsrechtliche Anerkennung des empfundenen Geschlechts eines Transsexuellen gesetzt, soweit für die Dauerhaftigkeit der Fortpflanzungsunfähigkeit operative Eingriffe zur Voraussetzung gemacht werden. […] Die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen steht unter dem Schutz des [Artikel 2, Absatz 2 des Grundgesetzes] und ist Bestandteil des Rechts auf körperliche Unversehrtheit.“ (Abschnitt 68/69) --> Das volle Urteil beim Bundesverfassungsgericht.

“Sexuelle Gewalt in militärischen Konflikten: Männer und Frauen als Täter / Täterinnen und Opfer”
## Mittwoch, 16.03.2011, 19.00 Uhr, Pavillon (Hannover, Lister Meile 4)

Dr. Regina Mühlhäuser rückt in der Veranstaltung “Sexuelle Gewalt in militärischen Konflikten: Männer und Frauen als Täter / Täterinnen und Opfer” den zentralen Punkt in den Blick, der untrennbar mit Fragen um Geschlecht und Militär verbunden scheint. Es wird die sexualisierte, vielmehr sexuelle Gewalt in Konflikten gegenüber Frauen, Männern und Kindern thematisiert. Es werden Fragen nach den Opfern gestellt, – und es werden insbesondere die Täter und Täterinnen genau anvisiert: Wieso kommt es in militärischen Konflikten zu zahllosen sexuellen Übergriffen gegenüber der Zivilbevölkerung und gegnerischen Soldatinnen und Soldaten? Hängt dies mit soldatischen Identitäten zusammen, mit Machtbeweisen oder eigener Überforderung mit der gesehenen Gewalt? Ergeben sich hier möglicherweise Änderungen durch die Aufnahme von Frauen in Armeen, – und wenn ja, wie sehen diese aus? Nach dem Vortrag von Dr. Mühlhäuser wird ausreichend Gelegenheit für Diskussion sein.

Die Veranstaltung schließt die Reihe “Der Krieg der ‘Schwestern’ – Die neue Menschlichkeit des Militärs?” ab, die von Friedensbüro Hannover e.V. und DFG-VK Hannover, in Kooperation mit Stiftung Leben und Umwelt – Heinrich Böll Stiftung Niedersachsen und Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen, veranstaltet wurde.

Weitere und aktuelle Informationen: www.frieden-hannover.de

Ich möchte Euch sehr gern auf einen sehr lesenswerten Vortrag zu Simone de Beauvoir auf der Homepage von Antje Schrupp aufmerksam machen. Weil es für dieses Blog hier besonders relevant ist, sei im Folgenden eine kurze Passage zitiert - aber sie wird selbstverständlich dem Beitrag nicht gerecht und so sei dazu eingeladen, ihn vollständig zu lesen!

"... Der eigentliche Kern ihrer [Beauvoirs; Anm. HV] „Entdeckung“ bestand darin, dass diese Tatsache der Frauendiskriminierung einen anderen Grund hat als den, der landläufig dafür angegeben wurde. Denn nicht die Natur oder ein weibliches Wesen oder eine gottgegebene Veranlagung der Frau ist ihrer Analyse zufolge die Ursache für die unterschiedlichen Geschlechterrollen, sondern Beauvoir zeigt, dass die Vorstellungen, die wir uns von „Frausein“ und „Mannsein“ machen, immer kulturell geprägt sind. Das Frausein, entdeckte Beauvoir, hat keinen irgendwie gearteten „Kern“, keine „Natur“, an der man sich orientieren kann oder muss, sondern es ist durch und durch sozial konstruiert: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.“ – so lautet ja auch der berühmte Schlüsselsatz aus dem „anderen Geschlecht“. ..."