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Ein durchaus lesenswerter Artikel zu Geschlechtsrollenverhalten bei unterschiedlichen Tierarten findet sich bei Tagesspiegel.de. Dort heißt es gleich zu Beginn: "Größer, stärker, viel Testosteron - das spielt alles keine Rolle. Bei Tieren sind Geschlechterrollen flexibel. Kann der Mensch davon lernen?" Im Mittelpunkt des Beitrages stand ein Vortrag von Wolfgang Goymann in der Reihe "Das Geschlecht in der Biologie: Anregungen zu einem Perspektivwechsel", die an der FU Berlin stattfand (und noch stattfindet). Goymann fügte in seinen Beschreibungen für die Art Mensch ein: "Auf keinen Fall könne die Biologie eine ethische Bewertungsgrundlage für die Gestaltung von Geschlechterrollen liefern, sagt der Ornithologe. 'Wir sind die Art, die die größte Freiheit bei der Gestaltung ihrer Umwelt hat, deshalb sind wir auch in diesem Punkt maximal flexibel.' " Nicht zuletzt kommt die Sprache auf die Forschungspraxis - auf den Einfluss von Geschlecht bei dieser und die Bevorteilung von Männern: " 'Gemischtgeschlechtliche Teams sind deshalb besonders kreativ und erfolgreich.' Gutachter von Fachzeitschriften scheinen dagegen den männlichen Forschern mehr zuzutrauen. Im Journal „Behavioral Ecology“ würden viel mehr Arbeiten von Frauen angenommen, seit die Autoren bei der Einreichung ihre Vornamen nicht mehr angeben, berichtet Hofer."

Den ganzen Artikel gibts hier: Tagesspiegel

Wellmann Die Form des Werdens

Aus der Rezension: "Während Wolf Lepenies für das ausgehende 18. Jahrhundert das „Ende der Naturgeschichte“ konstatierte und herausarbeitete, dass eine Erweiterung naturgeschichtlicher Beschreibungen um die Dimension der Zeit stattgefunden habe, fordert Janina Wellmann in ihrem neuen Buch „Die Form des Werdens“ die Präzisierung dieser These ein. Sie stellt fest: Zum ausgehenden 18. Jahrhundert geriet das Leben aus dem Takt – Takt im Sinne einer Zeitlichkeit und eines steten Gleichklanges. Nicht das Hereinbrechen einer schlichten Zeitlichkeit sei um 1800 das ausschlaggebende Moment und konstituierend unter anderem für die „moderne“ Biologie gewesen – ein Verständnis von Zeitlichkeit habe es auch zuvor gegeben –, neu sei vielmehr die „Vorstellung von Ordnung in einer stetig sich wandelnden Welt“ gewesen."
Die vollständige Rezension findet sich hier, bei Literaturkritik.de.

Salih Alexander Wolter schreibt in seiner Rezension mit dem Titel Weder Gott noch Gen. Heinz-Jürgen Voß´ „Geschlecht – Wider die Natürlichkeit“, erschienen in "red & queer" (Nr. 19, S.6/7), u.a.: "Dagegen belegt Voß durch ebenso sorgfältige wie umfangreiche Quellenarbeit, dass Laqueurs These historisch unhaltbar ist, und diskutiert zugleich den aktuellen Forschungsstand aus Systembiologie und Epigenetik, nach dem sowohl eine Vielzahl von Geschlechtern denkbar ist als auch – dass es „Geschlecht“ letztlich gar nicht gibt. Die damit eröffnete Möglichkeit, „eine gesellschaftliche Utopie von Geschlecht zu entwickeln“, verführt Voß aber nicht dazu, im bei bürgerlichen Jung-Intellektuellen so beliebten „Gender-Diskurs“ einen Ersatz für den notwenigen Kampf um eine gerechte Gesellschaftsordnung zu sehen – weiß er doch, dass der gemachte Geschlechtsunterschied, etwa bei der hierzulande besonders krass ungleichen Entlohnung von Männern und Frauen, nur allzu real ist."

Eine Übersicht über die bereits erschienenen Rezensionen findet sich hier. Sie sind meist im Volltext zugänglich.

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[aktualisiert im Juli 2018]

Der Band "Geschlecht: Wider die Natürlichkeit", der in der theorie.org-Reihe erschienen ist, liegt mittlerweile in der vierten - durchgesehenen und erweiterten - Auflage vor. Er erfreut sich breiter Rezeption und führt in Fragen zu Biologie und Geschlecht ein - die vertiefende Lektüre kann dann mit "Making Sex Revisited" erfolgen. Etwa in Hessen wird der Band "Geschlecht" für den Schulunterricht der Sekundarstufe 2 empfohlen. Im Folgenden ein Überblick über erschienene Buchbesprechungen.

Erschienene Rezensionen:

Salih Alexander Wolter rezensierte für "red & queer" (Nr. 19, S.6/7) und schreibt unter anderem: "'Geschlecht - Wider die Natürlichkeit' stellt einerseits eine auch für Nicht-Fachleute gut verständliche Zusammenfassung der Studie dar und nimmt andererseits die laufende Debatte auf, in der sich Voß gegen die verbreitete Tendenz stellt, 'subversives' queeres Denken mit der kapitalistischen Ordnung zu versöhnen. Dabei ist seine inzwischen deutlich marxistische Positionierung seinem wissenschaftlichen Anspruch geschuldet: Statt sich mit den gängigen 'Eindeutschungen angloamerikanischer Herrschaftskritiken, die zu praxisfreien Denkmodellen umgemodelt wurden', zu begnügen, zeigt er - wie ein Fach-Rezensent des Erstlings lobte - 'klar und deutlich, wie Wege der Erkenntnis in Zukunft zu beschreiten sind: nicht vereinfachend, sondern komplex, multikausale Ursachen erwägen, materielle Aspekte nicht vergessen, stets die Frage ´Cui bono?´'. [...] Voß durch ebenso sorgfältige wie umfangreiche Quellenarbeit, dass Laqueurs These historisch unhaltbar ist, und diskutiert zugleich den aktuellen Forschungsstand aus Systembiologie und Epigenetik, nach dem sowohl eine Vielzahl von Geschlechtern denkbar ist als auch - dass es 'Geschlecht' letztlich gar nicht gibt. Die damit eröffnete Möglichkeit, 'eine gesellschaftliche Utopie von Geschlecht zu entwickeln', verführt Voß aber nicht dazu, im bei bürgerlichen Jung-Intellektuellen so beliebten 'Gender-Diskurs' einen Ersatz für den notwendigen Kampf um eine gerechte Gesellschaftsordnung zu sehen - weiß er doch, dass der gemachte Geschlechtsunterschied, etwa bei der hierzulande besonders krass ungleichen Entlohnung von Männern und Frauen, nur allzu real ist."

Auf dem Bildungsserver Hessen :: Unterrichtsmaterial :: Online-Lernarchiv wird "Geschlecht: Wider die Natürlichkeit" für Diskussionen im Unterricht der Sekundarstufe II empfohlen. Dort heißt es: "Voß stellt seine Überlegungen zur Geschlechterfrage („Wird 'Geschlecht' uns in die Wiege gelegt?“) in den Zusammenhang philosophischer Theorien („Historische biologische Geschlechtertheorien - Theorien von zwei und mehr Geschlechtern“ von der Antike über das Mittelalter bis hin zu den „'Neueren' Evolutionstheorien im Anschluss an Charles Darwin - Geschlechterdifferenz und emanzipatorische 'Darwin'sche Schwärmerei“ (Kapitelüberschriften). Im Mittelpunkt seiner Überlegung steht die These, dass gesellschaftliches Geschlecht (engl. „gender“) und das biologische Geschlecht (engl „sex“) künstlich erzeugt worn sind. Man kommt nicht als „Mann“ oder „Frau“ in die Welt. Weil körperliche Merkmale eines Geschlecht in der Gesellschaft interpretiert und gewertet werden, wird der Mensch zur „Mann“ oder „Frau“. Mit Ergebnissen aus der Biologie vertritt Voß (Promotionsthema: «Geschlechterdekonstruktion aus biologisch-medizinischer Perspektive») die These, dass es so etwas wie das biologische Geschlecht überhaupt nicht gibt. Voß bestreitet, dass biologische Geschlechtertrennung vorgegeben sei. Dies ist der Ansatzpunkt für Diskussionen in der Sekundarstufe II in Philosophie-, aber auch in Politik- und Biologiekursen. Das Buch breitet eine große Fülle von Informationen aus und bietet sich für fortgeschrittene SchülerInnen und Lehrkräfte als Quelle und Hintergrundmaterial am ehesten für arbeitsteilige Arbeit (z.B. zu verschiedenen theoretischen Ansätzen, zur Auseinandersetzung aus biologischer Perspektive ...)"

Katrin Kämpf schreibt in der der März/April-Ausgabe von "L.MAG - Das Magazin für Lesben" (S.89). "Nach seiner bahnbrechenden, aber vielleicht nicht immer ganz allgemein verständlichen Studie über medizinisch-biologische Geschlechtertheorien, „Making Sex Revisited", legt Heinz-Jürgen Voß nun mit einem kleinen Band nach. „Geschlecht. Wider die Natürlichkeit" verbindet die Theorien Judith Butlers, Simone de Beauvoirs und Karl Marx' mit biologischen Ansätzen zum Komplex Geschlecht. Unter dem programmatischen Titel liefert er eine Rundumschau historischer wie aktueller Geschlechtertheorien und klopft diese auf ihr emanzipatorisches Potenzial ab. Von Platons Kugelmenschen  der Antike über Karl Heinrich Ulrichs' „konstitutionell bisexuellem" Uranier bis hin zur - bislang vergeblich gebliebenen - Suche nach dem sogenannten ,,Hoden determinierenden Faktor" in der modernen Genetik. Voß zeigt, dass
auch aus der Perspektive biologisch-medizinischer Geschlechterforschung sehr wohl differenziertere Modelle als eine Ordnung, die Menschen in zwei- und nur zwei! - Geschlechter aufspaltet, denkbar sind. Verknüpft mit den gesellschaftskritischen Ansätzen von de Beauvoir, Butler und Marx, ergibt sich für ihn die Forderung nach einer gerechteren Welt, in der ebenso die angebliche „Natürlichkeit" der Zweigeschlechterordnung wie auch die Wirkmächtigkeit der Kategorie Geschlecht selbst hinterfragt werden muss. Eine lesenswerte und sehr zugängliche Kampfansage an die Zweigeschlechterordnung." Mit freundlicher Einwilligung der L.MAG ist die Rezension hier als Abbildung zu finden.

Dr. Anja Gregor rezensierte "Geschlecht" für Mädchenblog und folgert: „Verständlich, streitbar und gehaltvoll“. Und weiter schreibt Gregor: "Das Buch ist in sehr verständlicher und angenehm zu lesender Sprache verfasst. Voß nimmt den_die Leser_in mit durch das Buch, indem immer wieder Zusammenfassungen gemacht werden und darauf verwiesen wird, an welcher Stelle der Argumentation eine_r sich gerade befindet. Ich empfinde das Buch als sehr gutes Destillat der Erkenntnisse der o.g. Diss, hier werden die dort ausführlich und – den Umständen geschuldet – hochwissenschaftlich formulierten Erkenntnisse für Menschen formuliert, die sich in der biologisch-medizinischen Wissenschaft wenig bis gar nicht auskennen. Zum einen ein toller Einstieg für die Auseinandersetzung mit dem biologisch-medizinischen Diskurs, der in der Diskussion um die Kritik der Heteronormativität immer wichtiger werden wird – nicht zuletzt aufgrund immer populärer werdender biologistischer neurowissenschaftlicher Ansätze, die den Essentialismus der Zweigeschlechtlichkeit versuchen in das Gehirn zu verlagern – und ihn so weiterhin unzugänglich für Kritk zu halten. Voß‘ Arbeit bietet die Möglichkeit, solchen Ansätzen zu widersprechen, auch, indem weiterführende Werke genannt werden, mit denen eine_r sich in diverse Richtungen weiterbilden kann. Zum anderen auch eine gelungene integrierende Arbeit: Die Intersektionalität verschiedene Unterdrückungsmechanismen wird im Buch immer wieder hervorgehoben, die Lebensumstände in ihrer Gesamtheit und ihrem Zusammenspiel als verantwortlich für die gesellschaftliche Stellung einer Person hervorgehoben. Dieser Ansatz ist die Basis aller Überlegungen – auch jener zur biologisch-medizinischen Neuschreibung von Geschlechtsentwicklung. Insgesamt ein empfehlenswertes Bändchen der theorie-org-Reihe, über das es sich zu unterhalten gilt!" Die vollständige Rezension findet sich hier.

Didine van der Platenvlotbrug besprach das Buch in der "Hugs and Kisses" (Nr. 7, April 2011) und schreibt unter anderem: "Dieses Büchlein ist vieles in einem: Es dient als schnelle Theorie-Übersicht zu Butler und Co, bringt einige spannende Gedanken zu biologischen Thesen oder Nicht-Thesen und stellt aktuelle Diskursslröme dar - eine ganze Menge für so ein kleines Buch. Das Schöne: Es bleibt sehr lesbar und bietet für wissenschaftlich Interessierte einen tollen Einstieg!" Die komplette Rezension findet sich hier (Lieben Dank an die Redaktion für das Einverständnis!)

Auf ladyfestgreifswald.blogsport.de heißt es zum Buch: "Ebenso wie das im vergangenem Jahr erschienene Buch „Making Sex Revisited: Dekonstruktion des Geschlechts aus biologisch-medizinischer Perspektive“, wird auch das aktuelle „Geschlecht: Wider die Natürlichkeit“ von Heinz-Jürgen Voß – zum Glück – von sich Reden machen. Anlass dazu bietet der weit gespannte und an keiner Stelle überspannte Bogen von alten und neuen Diskussionen zum Konstrukt Geschlecht: So haben Theorien nach Beauvoir (historisch) und Butler (aktuell) ebenso ihren Platz in dem circa 200 Seiten umfassenden Buch, wie historische und aktuelle biologische Geschlechtermodelle, und letztendlich sich an Marx orientierende gesellschaftskritische Forderungen. Der Biologe Voß geht, ebenso wie Karl Marx und Simone de Beauvoir in ihren Werken, in seinem Diskurs stets von der Situation der gesellschaftlich nicht Privilegierten aus, was seine Perspektive von der von vielen bisher existierenden wissenschaftlichen Texten und Forschungen unterscheidet. Voß stellt somit die Bedürfnisse derjenigen Menschen in den Mittelpunkt, die bisher meist gar nicht oder nur in der Opferrolle in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen vorkamen. In keiner Weise wird dabei geleugnet, es gäbe überhaupt keine Frauen und Männer – in unseren Köpfen. Hierbei wird häufig und passend Beauvoir zitiert: „Selbstverständlich kann keine Frau, ohne unaufrichtig zu sein, behaupten, sie stünde jenseits ihres Geschlechts…Wenn wir es auch ablehnen, sie (die Frau) mit dem ewig Weiblichen zu erklären, aber gelten lassen, dass es, zumindest vorläufig, Frauen auf der Erde gibt, müssen wir uns wohl die Frage stellen: was ist eine Frau?“ (aus: „Das andere Geschlecht“) Und Voß selbst bringt es dann mit folgenden Worten auf den Punkt: „Nur weil real „Frauen“ und „Männer“ und Unterschiede zwischen ihnen festgestellt wurden, heißt das nicht, dass sie vorgegeben sind und dass man in Gedanken des „Ewigweiblichen“ oder „Ewigmännlichen“ verfallen müsste. [...] Mensch kann ja zur Sicherheit das schwarz-pinke Büchlein in die Hosentasche stecken, um für Diskussionen aller Art („Aber Frauen haben doch nun mal nicht so viele Muskeln wie Männer!“, „Aber es sind schon immer Männer jagen gegangen und Frauen haben Kinder bekommen“, „Aber es gibt nun mal bestimmte Gene, die für die Ausbildung eines bestimmten Geschlechtes zuständig sind.“…) mit Argumenten und weitreichender Sicht ausgerüstet zu sein. Voß schafft mit seinen in die Tiefe gehenden und zugleich anschaulichen Ausführungen mehreres: Die Natürlichkeit ab, Klarheit und Optimismus dafür, dass wir etwas verändern können." Die ganze Rezension findet ich hier.

Monika Jarosch rezensierte "Geschlecht: Wider die Natürlichkeit" in den "aep informationen - Feministische Zeitschrift für Politik und Gesellschaft" (2/2011, S.51/52). Jarosch schreibt u.a.: "Das Buch ist hochinteressant und es macht Freude, einem Naturwissenschaftler in seinen Beweisführungen wider die Natürlichkeit des Geschlechts zu folgen." Die Zeitschrift kann hier bestellt werden.

Bettina Enzenhofer beurteilte "Geschlecht: Wider die Natürlichkeit" in ihrer Rezension „Emanzipatorische Biologiekritik“ im feministischen Monatsmagazin „an.schläge“ (Juli/August 2011, S.38). Enzenhofer schreibt u.a.: "Wer bislang noch nichts von Heinz-Jürgen Voß gelesen hat, sollte dies nun unbedingt nachholen – uneingeschränkt empfohlen sei sein neuestes Buch "Geschlecht. Wider die Natürlichkeit". Waren schon seine Dissertation („Making Sex Revisited“, siehe an.schläge 06/2010) und etliche seiner Artikel (z.B. über die Komplexität von Geschlecht, über Intersexualität etc.) wegweisend, so destilliert Voß seine Erkenntnisse nun nochmals: Noch verständlicher geschrieben, noch mehr Einbettung in gesellschaftskritische Ansätze (z.B. von Karl Marx, Simone de Beauvoir) und durch einige "Exkurse" noch nachvollziehbarer. Das Buch wurde unlängst sogar vom Bildungsserver Hessen als Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe II empfohlen.“ Das Monatsmagazin „an.schläge“ kann hier bestellt werden; die Rezension ist komplett hier online (vielen Dank an Autor_in und Redaktion für ihr Einverständnis).

Prof. Dr. Florian Mildenberger rezensierte "Geschlecht: Wider die Natürlichkeit" ausführlich für die wissenschaftliche Zeitschrift Würzburger medizinhistorische Mitteilungen (S.429-432). Er schreibt unter anderem: „Voß ist Biologe und Wissenschaftshistoriker, so gelingt es ihm das stets genannte Problem des mangelnden Kenntnisstandes nicht-naturwissenschaftlicher Kritiker hinsichtlich aktueller biomedizinischer Studien für sein knapp umrissenes Themengebiet zu beheben. Sowohl die Variabilität der Aussagen Darwins zur Rolle von Geschlechtsunterschieden finden Erwähnung, als auch die modernen Interpretationen. Die Forschung der letzten Jahre, vor allem rund um die Zubilligung besonderer Bedeutung für das SRY-Gen wird breit rezipiert – und in Kontext zu Anstrengungen von Gelehrten seit der Frühen Neuzeit gesetzt, die in der Differenzierung von Hoden und Eierstock die maßgeblichsten Unterscheidungsmerkmale erkannt zu haben glaubten. Voß geht jedoch noch einen Schritt weiter indem er die Frage stellt, ob aus der Überschätzung der genetischen Forschung, die keineswegs eine Antwort geben könne, was denn nun die Geschlechterunterschiede ausmache, nicht eventuell die Überlegung abgeleitet werden könne, daß es nicht nur zwei, sondern sehr viel mehr Geschlechter gebe. Der gesellschaftspolitischen Konsequenzen einer solchen Überlegung ist er sich aufgrund seines marxistischen Fundaments sehr wohl bewußt. Voß vergißt auch nicht zu erwähnen, daß diese Überlegungen in der deutschen Wissenschaft vor 1933 bereits existiert hatten, ehe der eher primitivere zweigeschlechtliche Ansatz sich durchgesetzt hatte. […] Insgesamt ist festzuhalten, daß Heinz-Jürgen Voß ein herausragendes Einführungswerk gelungen ist, kurz und gleichwohl prägnant, auch in seinen diskutablen Einschätzungen. Selbst wenn das Zielpublikum des Verlages eher auf Barrikaden denn in Hörsälen zu suchen ist, wird die Lektüre des Buches auch innerhalb von Akademien und Laboren niemandem schaden. Wer an tiefergehenden und weiterführenden Überlegungen interessiert ist, mag zu Making Sex Revisited greifen.“ Die Zeitschrift kann u.a. beim Verlag bestellt werden .

Dr. Matthias Zaft veröffentlichte eine Besprechung des Buches bei Queer.de - unter dem Titel "Der Mensch ist kein Gabelstapler" schreibt er u.a.: "Konsequenterweise lässt sich Heinz-Jürgen Voß nicht auf eine politisch willkommene Aufteilung in biologisches ("natürliches") und gesellschaftliches Geschlecht nach "Sex" und "Gender" ein. Diese vermeintlich emanzipatorische Debatte nämlich verlagert das Problem lediglich von den Ursachen in die Sphären der Folgen. Dabei bräuchte auf gesellschaftliche Ungerechtigkeit, etwa unter/zwischen "den beiden" Geschlechtern nicht nur akademisch motiviert reagiert zu werden, wenn die vermeintliche Ursache, besagte "Natürlichkeit" nämlich, als dasjenige benannt und anerkannt würde, was sie ist: ein Mythos. Transparent und fundiert arbeitet sich Heinz-Jürgen Voß an eben diesem Mythos ab. Aktuelle Forschungsergebnisse aus Biologie und Medizin nimmt er dabei ebenso präzise in den Blick wie unterschiedliche historische Konzepte und Modelle zum Thema Geschlecht. Doch damit nicht genug: Dass die Herausarbeitung einer historischen und gesellschaftlichen Bedingtheit von Zweigeschlechtlichkeit nicht reiner Selbstzweck ist, wird deutlich, wenn Heinz Jürgen Voß die Verbindungslinien zwischen Geschlecht und gesellschaftlicher Rolle und Position aufzeigt. Hierzu begibt er sich in durchaus gute Gesellschaft mit Simone de Beauvoir, deren Protest gegen ein "biologisches Schicksal" von Voß durchweg elegant mit trockener Munition versorgt wird. Ob, und auf welche Weise ihm dies gelingt, lohnt sich selbst herausfinden." Die vollständige Rezension findet sich hier.

Prof. Dr. Rüdiger Lautmann rezensierte "Geschlecht: Wider die Natürlichkeit" und "Making Sex Revisited" zusammen für die Zeitschrift für Sexualforschung. Er schreibt unter anderem: "Voß‘ Studien enthalten einen beträchtlichen Mehrwert an Erkenntnis. Man wird zukünftig nicht von der kulturellen Selbstverständlichkeit ausgehen können, die Aufteilung in zwei Geschlechter (zuzüglich einiger quantitativ seltener Besonderheiten wie Transgender und Intersexe) sei ein eindeutiges Resultat der Biologie. Vielmehr wird man anerkennen müssen, dass auch die Biologie – ebenso wie seit einiger Zeit die kulturologische Genderforschung – immer schon mehrere Denkmodelle gepflegt hat.”

Dr. Zülfkuar Çetin rezensierte „Geschlecht: Wider die Natürlichkeit“ in der Zeitschrift „freitext“ (Nr. 20, S.8-9). Er schreibt u.a.: „Hiermit werden die ‚Geschlechter‘ nicht mehr als ‚natürlich‘, angeboren, vorgegeben, unabänderlich und überzeitlich angesehen, sondern als historisch und wirtschaftlich bedingte soziale Konstruktionen, welche die Unterdrückung der Frau oder des Nicht-Männlichen rechtfertigen. […] Das Buch „Geschlecht. Wider die Natürlichkeit“ bietet mit seiner verständlichen Sprache und schlüssigen Struktur eine gute Einführung zur Dekonstruktion des biologischen Geschlechts aus der Sicht eines kritischen Biologen und Sozialwissenschaftlers.“ Die Zeitschrift kann hier bestellt werden.

In der Publikation "Sex(ual) Politics" der österreichischen HoschschülerInnenschaft wird "Geschlecht: Wider die Natürlichkeit" besprochen. Dort heißt es unter anderem: Heinz-Jürgen Voß' "Ausführung beinhaltet dabei durchwegs neue Forschungsarbeit und wirkt trotz des naturwissenschaftlichen Hintergrunds keineswegs trocken. So stellt das Büchlein in Summe ein ausgezeichnetes Einführungswerk dar, das prägnant und verständlich unterschiedliche Diskussionsstränge auf den Punkt bringt und neue Diskussionsansätze geradezu herausfordert." Hier lässt sich die Publikation "Sex(ual) Politics" bestellen.

Stefan Wallaschek rezensierte das Buch auf dem Soziologieblog: „Damit lässt sich Voß‘ Einführungswerk einerseits in die aktuelle (konstruktivistisch-geprägte) Debatte um die Interdependenz von sex und gender einordnen: Keines von beidem ist vorgelagert, sondern beide Kategorien konstruieren sich gegenseitig und unterliegen zudem einem Bedeutungswandel […]. Andererseits ebnet er mit seiner geschlechtssensitiven Analyse der bio-medizinischen Erkenntnisse den Weg für weitere sozialwissenschaftliche Forschung im Bereich der Foucault’schen Bio- und Genpolitik […]. Hilfreich sind in dem Buch nicht nur die Schaubilder, sondern auch die sogenannten „Exkurse“: hervorgehobene Stellen, die entweder über einige Seiten Ausschnitte aus Originaltexten wiedergeben, biografische Inhalte präsentieren oder tiefergehende Kritik an einflussreichen Studien äußern. Zusammen mit kurzen Weiderholungen der bisherigen Aussagen des Buches am Anfang jedes größeren Kapitels wird damit der Textfluss belebt und die Verständlichkeit, vor allem für Einsteiger_innen, erhöht.“ Stefan Wallaschek, Soziologieblog, 23.4.2013, hier im Volltext online.

Das Stadtmagazin PRINZ Leipzig beurteilt "das aktuelle, Diskussionen aufwirbelnde Taschenbuch 'Geschlecht - wider die Natürlichkeit'" mit vier Sternen, als "sehr gut". Es "belegt [...] die Existenz von mehr als zwei Geschlechtern", so PRINZ in der gedruckten Juli-Ausgabe (Juli 2011, S.79).

Straßen aus Zucker empfehlen "Geschlecht wider die Natürlichkeit" in ihrer aktuellen Ausgabe, Nr. 6, S.20. In der Besprechung heißt es unter anderem: "Dabei erwarten Dich keine langweilig-detaillierten Ausführungen über komplizierte biologische Prozesse, sondern ein nachvollziehbarer Überblick über den aktuellen Stand der Wissenschaft, der auf viele Geschlechter und Individualitäten der Körper verweist." Die vollständige Ausgabe der Zeitschrift ist hier als pdf-Datei online.

Das Blog "Emanzipation oder Barbarei" rezensierte "Geschlecht: Wider die Natürlichkeit" im Dezember 2011. Die vollständige Besprechung findet sich hier. (Zweitveröffentlichung in "Krisis - Beiträge zur Kritik der Warengesellschaft", hier.)

Uschi Siemens besprach "Geschlecht: Wider die Natürlichkeit" in "Wir Frauen - das feministische Blatt", Nr. 2/2011. Die Zeitschrift kann hier bestellt werden.

Das Buch "Geschlecht: Wider die Natürlichkeit" (ISBN 3-89657-663-1, 180 Seiten, 10 EUR) ist soeben in der feinen Reihe theorie.org des Schmetterling Verlags erschienen. Ich möchte Sie/Euch herzlich zur Lektüre und Diskussion einladen!

Geschlecht: Wider die Natuerlichkeit

In dem Buch wird klar und deutlich herausgestellt, dass Menschen und all ihre (unsere) Wahrnehmung stets schon gesellschaftlich sind. Anknüpfend an Karl Marx und Simone de Beauvoir wird diskutiert, warum uns diese Gesellschaftlichkeit so rasch entgleitet und wir bestrebt sind, Beobachtungen und Merkmale als "natürlich" - vorgegeben und unabänderlich - zu erklären und sie damit unser Einflussnahme zu entziehen. Es wird deutlich, dass es für ein besseres Verständnis der Gesellschaftlichkeit der Menschen wichtig ist, Kapitalismuskritik und Geschlechtskritik zusammenzudenken. Da bislang selten geschehen, werden historische und aktuelle "biologische Theorien" - auch sie sind Teil der Gesellschaft! - anschaulich und verständlich in ihrer Vielschichtigkeit diskutiert.

Das Buch ist ab sofort überall im Buchhandel erhältlich! Für ein Rezensionsexemplar wendet Euch/wenden Sie sich bitte an den Verlag oder an mich (voss_heinz[ättt]yahoo.de); auch übrige Diskussionsbeiträge, Anmerkungen und Kritiken sind sehr willkommen! Weiterlesen » » » »

„Keine biologische [...] Bestimmung legt die Gestalt fest, die der weibliche Mensch in der Gesellschaft annimmt.“ (Beauvoir, "Das andere Geschlecht", 2008 [1949]: 334)

Dieses Zitat aus "Das andere Geschlecht" ist vielen bekannt. Beauvoir wendet sich in diesem Buch deutlich gegen die Vorannahme, dass es "natürliche", biologische Geschlechter gebe. Sie führt aus, dass es aktuell in dieser Gesellschaft "Frauen" und "Männer" gibt, wobei "Frauen" gegenüber "Männern" benachteiligt sind, diskriminiert werden und in der patriarchalisch organisierten Gesellschaft Gewalt erfahren. Deutlich wird, dass es notwendig ist, etwas gegen diese Diskriminierungen und die Gewalt zu tun! Gleichzeitig macht Beauvoir klar, dass nur weil aktuell in dieser Gesellschaft zwei Geschlechter unterschieden werden, man diese nicht zu "Ewigkeiten", sie nicht als "natürlich" erklären dürfe. Dieser Punkt ist gerade in der deutschsprachigen Rezeption oft runtergefallen - aber es sind beide Perspektiven notwendig, um konsequent und dauerhaft Diskriminierungen und Gewalt, die in der Geschichte westlicher Gesellschaften ja so stark mit Geschlecht verknüpft sind, zu überwinden.

Beauvoir hebt in einem Interview aus dem Jahr 1976 noch einmal deutlich hervor: Die „‚weiblichen‘ Qualitäten sind also nicht angeboren, sondern resultieren aus unserer Unterdrückung. Aber wir könnten sie auch nach der Befreiung bewahren – und die Männer müssten sie erlernen. Aber man darf nicht ins andere Extrem fallen: sagen, die Frau habe eine besondere Erdverbundenheit, habe den Rhythmus des Mondes und der Ebbe und Flut im Blut und all dieses Zeug … Sie habe mehr Seele, sei von Natur aus weniger destruktiv et cetera. Nein! Es ist etwas dran, aber das ist nicht unsere Natur, sondern das Resultat unserer Lebensbedingungen. Die so ‚weiblichen‘ kleinen Mädchen sind fabriziert und nicht geboren! Zahlreiche Untersuchungen beweisen es! Eine Frau hat a priori keinen besonderen Wert, nur weil sie Frau ist! Das wäre finsterster Biologismus und steht in krassem Gegensatz zu allem, was ich denke.“ (Beauvoir in: "Simone de Beauvoir heute. Gespräche aus zehn Jahren." 1986 [1983]: 77)

In diesem Sinne sei Beauvoirs "Das andere Geschlecht" hier einmal allen wärmstens zur Lektüre empfohlen - gerade nach den neuerlichen Anregungen von Judith Butler nach 1990 werden einige Passagen neu lesbar und verständlicher.

Film "Doktorspiele": Welches Geschlecht hat 'Mutti' Natur?

Bereits etwas her ist eine schöne Veranstaltung der Homoelektrik Leipzig. Dabei herausgekommen und mit zum Einsatz kam ein eigens gedrehter Film, der sich kritisch mit Geschlecht und Biologie auseinandersetzt. Der Film steht kostenlos zum Download bereit und eignet sich bestens für den Einsatz im Schulunterricht und in der Lehre im Studium. Es lässt sich mit ihm anschaulich die Diskussion eröffnen, wie Geschlecht gemacht wird.

"Doktorspiele" oder: "Welches Geschlecht hat Mutti Natur?" --> zur Download-Seite

„Es liegt sowohl Wahrheit wie Humor in Lourbets […] Vermutung, dass, wenn man die Beschaffenheit der Genitalzellen [Eizelle, Samenzelle, Anm. HV] umkehrte, es für die Anhänger dieser Entwickelungslehre ein leichtes sein würde, die Kennzeichen für das Geschlecht so abzuleiten, wie sie sie jetzt für den umgekehrten Fall angeben. Es würde dann die weibliche Zelle, kleiner und beweglicher als die männliche, das Weib mit ihrer geringeren Körpergrösse, ihrem erregbaren Nervensystem und ihrer Unfähigkeit zu angestrengter Aufmerksam-keit verkörpern, während die männliche Zelle, gross, ruhig und auf sich selbst beruhend, die Grösse und Kraft, das unparteiische Denken und die leichte Kon-zentration der Aufmerksamkeit des Mannes darstellen würde.“
(Thompson, H. B. [1905, engl. 1903]: Vergleichende Psychologie der Geschlechter. Experimentelle Untersuchungen der normalen Geistesfähigkeiten bei Mann und Weib. Autorisierte Übersetzung von J. E. Kötscher. A. Stuber’s Verlag (C. Kabitzsch), Würzburg.)

Thompson, die für ihre hervorragende Dissertation ausgezeichnet wurde, bringt hier auf den Punkt (Lourbet tat dies keineswegs so deutlich), wie sich androzentrische Sicht in unsere Beschreibungsweisen einprägt. Oft wurde die Eizelle als passiv beschrieben, während die Entwicklung von der Samenzelle ausgehe - Thompson stellt dar, dass auch im umgekehrten Fall der männliche Beitrag aufgewertet worden wäre.

Interessant ist, dass noch im 19. Jh. niemand "Eizelle" oder "Samenzelle" überhaupt als Begriffe genutzt hätte, vielmehr wurde sogar oft Ähnlichkeit und Gemeinsamkeit der Vererbungsbeiträge herausgestellt. Die aktuelle sehr differente Beschreibung verstellt dabei den Blick - gerade darauf, wie Embryonalentwicklung erfolgt.

Das hier nur als kurzer Zugang und Einladung zur Beschäftigung; einführend empfohlen sei: "The Egg and the Sperm: How Science Has Constructed a Romance Based on Stereotypical Male-Female Roles", von E. Martin (1991).

Aktuell sei auf den lesenswerten Artikel "Der Code des linken Geistes" in der Zeitschrift "der Freitag" (gedruckte Ausgabe vom 28.10.2010; Nr. 43, S.18) hingewiesen. Dort wird einmal mehr dargestellt, dass mit dem Humangenomprojekt 2001 wesentliche Annahmen der Genetik korrigiert werden mussten. Mit der sich nun zeigenden geringen Anzahl von "Genen" beim Menschen erscheint es unwahrscheilich, dass weitreichende Merkmale auf Erbsubstanz zurückzuführen sind. Stattdessen stellen sich Umwelt und Sozialisation als die tatsächlich bedeutsamen Faktoren dar.


(Abbildungsmotiv mit freundlicher Genehmigung von http://asta-bochum.de/gug/ )

Veranstaltungsreihe mit den folgenden Veranstaltungen:
Mittwoch, 10.11.2010: „Kriegsursache Männlichkeit“ mit Andreas Heilmann (Institut für Sozialwissenschaften der HU Berlin)
Freitag, 26.11.2010: „Gender trouble in der Bundeswehr“ mit Dr. Cordula Dittmer (Zentrum für Konfliktforschung, Universität Marburg)
Mittwoch, 12.01.2011 -- Fällt aus!! Neuer Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben -- : „Sexuelle Gewalt in militärischen Konflikten. Männer und Frauen als Täter / Täterinnen und Opfer“ mit Dr. Regina Mühlhäuser

Veranstaltungsort jeweils: Pavillon (Hannover, Lister Meile 4)
Beginn jeweils: 19.00 Uhr

Ausführliche und aktuelle Informationen auf: www.frieden-hannover.de.