Sehr gern weise ich auf den eben erschienenen Band "Intersektionalität: Von der Antidiskriminierung zur befreiten Gesellschaft?" hin, den Christopher Sweetapple, Salih Alexander Wolter und ich gerade im Schmetterling-Verlag (Reihe: black books) veröffentlicht haben. Ganz praktisch - und in Verbindung mit dem Themenfeld Gewalt / sexualisierte Gewalt - wird darin das Konzept und die Praxis der Intersektionalität vorgestellt.
Wer eine Rezension schreiben will, kann ein Rezensionsexemplar gern
beim Verlag oder auch direkt bei mir ( voss@heinzjuergenvoss.de
) anfordern.
Intersektionalität: Von der Antidiskriminierung zur befreiten
Gesellschaft?
von: Christopher Sweetapple / Heinz-Jürgen Voß / Salih Alexander Wolter
Stuttgart: Schmetterling-Verlag
1. Auflage 2020, 12 Euro
ISBN 3-89657-167-2
Informationen beim Verlag: http://www.schmetterling-verlag.de/page-5_isbn-3-89657-167-2.htm
Klappentext:
Intersektionalität wurde in der Bundesrepublik bereits seit den frühen
1990er-Jahren von Linken eingefordert, die als Jüdinnen, People of Color
und/oder Menschen mit Behinderung ihre Situation als Mehrfachdiskriminierte im
Ein-Punkt-Aktivismus etwa der Frauen- und Homobewegung nicht berücksichtigt
sahen. Der deutschsprachige akademische Betrieb griff solche Kritik erst mit
zehnjähriger Verspätung auf und behandelt sie zumeist als reinen Theorie-Import
aus den USA. Heute erfährt der vor allem im queerfeministischen Spektrum of
Color verbreitete intersektionale Ansatz, der den gängigen Rassismus
thematisiert, zum Teil heftigen Widerspruch nicht nur – erwartbar – von rechts,
sondern auch von links. Der Vorwurf lautet, hier werde «Identitätspolitik»
zulasten eines Engagements für eine grundlegend andere, bessere Gesellschaft
betrieben.
Vor diesem Hintergrund zeichnen die Autoren zunächst den Denkweg der
Schwarzen US-amerikanischen Juristin Kimberlé Crenshaw nach, die dem
«provisorischen Konzept» Intersektionalität Ende der 1980er-Jahre nicht nur den
Namen gab, sondern es in Antonio Gramscis Reflexionen zu einem westlichen
Marxismus fundierte und zugleich «postmoderne» Ideen dafür politisch nutzbar
machte. Daneben wird ein Überblick über das aktuelle Weiterdenken des Konzepts
aus einer internationalen soziografischen Perspektive gegeben. Im zweiten Teil
des Buches werden, mit zahlreichen Interview-Auszügen belegt, die Ergebnisse
einer über mehrere Jahre hin bundesweit durchgeführten wissenschaftlichen
Studie zu sexualisierter Gewalt gegen Jugendliche dargestellt. Hier zeigen sich
überdeutlich die Notwendigkeit eines intersektionalen Ansatzes zur Prävention
und der Stärkung migrantischer Selbstorganisation. In einem kurzen politischen
Schlusskapitel wird das Fazit aus Theorie und Empirie gezogen: Bei der
Intersektionalität geht es nicht um die Pflege von kulturellen Eigenheiten,
sondern um eine gesamtgesellschaftlich ausgelegte «Untersuchung der
Unterdrückung», die für linke Politik unter den heutigen Verhältnissen äußerst
produktiv sein kann.