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"Das Wissen über die Medizin in der DDR ist insgesamt gering, wurde sie mit der DDR in den Wendewirren doch schnell abgewickelt und erschien es DDR-Bürgern/-innen mit dem Zusammenschluss mit der BRD oftmals nicht mehr attraktiv, sich mit dem Vergangenen auseinanderzusetzen. Hinzu kam eine Entleerung gerade ostdeutscher Bibliotheken von DDR-Literatur, so dass man heute – paradoxerweise – oftmals wissenschaftliche DDR-Literatur aus den Beständen westdeutscher Bibliotheken beziehen muss und sie nicht mehr in den ostdeutschen Bibliotheken findet.

Gerade in Bezug auf Ethik, die darauf angewiesen ist, aus Bekanntem zu lernen und entsprechend der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung jeweils zeitgenössisch passende ethische Perspektiven vorzuschlagen, wäre es fatal, nicht auch die Erfahrungen aus der Ethik in den sozialistischen Ländern, die DDR eingeschlossen, aufzunehmen. Mittlerweile sind auch zwanzig Jahre vergangen, so dass ein nüchternerer Blick auf die Vergangenheit möglich sein sollte, als es in den ersten Jahren nach Ende der DDR der Fall war. Zu schwer wogen zunächst noch Verwundungen; ein Kennenlernprozess musste von beiden Seiten aus in Gang kommen.

Eine solche erste Bestandsaufnahme zur medizinischen Ethik bietet nun der von Hartmut Bettin und Mariacarla Gadebusch Bondino herausgegebene Sammelband „Medizinische Ethik in der DDR – Erfahrungswert oder Altlast?“. Er geht auf eine Tagung zurück, die im November 2009 in Greifswald stattfand und zu der Referent/-innen eingeladen waren, die in der DDR zu Medizinethik aktiv waren und solche, die in der ehemaligen BRD diesbezüglich wichtige Positionen bekleideten und mit DDR-Kolleg/-innen in Kontakt standen." weiter bei Literaturkritik.de.