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-    Zeit: 22. Mai 2018, 17:00 Uhr bis 18:30 Uhr
-    Ort: Hochschule Merseburg (Gartenhaus, Eberhard-Leibnitz-Str. 2)

Silas Schmidt von Wymeringhausen trägt aktuell mit seinen*ihren Beiträgen zur Ausstellung „generell frisch“ im Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg zu einer offenen und toleranten Stadt Merseburg bei. Fokussiert auf schwule Inhalte - insbesondere Cruising - eröffnet der*die Künstler*in Reflexionsräume für schwule Kultur. Einige Reaktionen aus dem Museum sorgten für Aufmerksamkeit. Entrüstet über die als vulgär empfundene Sprachwahl in den Exponaten und die Darstellung auch erigierter Penisse verwendete eine Mitarbeiter*in des Museums mehrfach den Begriff „abartig“ in Bezug auf die gezeigten Exponate. Medial hat sich darauf hin eine Diskussion entfacht, die überregional und regional wirkte.

Aber worum geht es eigentlich? Und was können wir als produktiven Ertrag für unseren Landkreis und unsere Stadt Merseburg aus der Debatte ziehen? Dazu findet an der Hochschule Merseburg eine Diskussionsveranstaltung statt, die sich mit der Debatte um die Exponate „Cruising“ von Schmidt von Wymeringhausen befasst. Eingeladen hat Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß, Professor für Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung an der Hochschule, alle Beteiligten – und darüber hinaus weitere Personen, die zur Debatte beitragen können:

Als Diskussionspartner*innen sind eingeladen bzw. haben bereits zugesagt: Der Künstler Silas Schmidt von Wymeringhausen (zugesagt), Heiner Schulze vom Schwulen Museum* in Berlin (zugesagt), ein*e Vertreter*in des Kulturhistorischen Museums Schloss Merseburg bzw. des Landkreises (angefragt), ein*e Vertreter*in des Berufsverbandes Bildender Künstler Sachsen-Anhalt (angefragt).

Bei der Veranstaltung soll es darum gehen, (a) unterschiedliche Positionen zu Kunstwerken auszuhalten und (wertschätzend) miteinander ins Gespräch zu bringen, (b) Freiheiten und Möglichkeiten der Kunst zu diskutieren und (c) auch auf die Sprachwahl in einer auch einmal „derb“ geführten Auseinandersetzung zu schauen. Auch in der Ablehnung von Werken und Positionen können einmal Begriffe fallen, wie „scheußlich“, „unangemessen“, „vulgär“ o.ä. – hingegen sind in Deutschland noch immer allzu rasch nazistische Begriffe wie „abartig“ bei der Hand, deren nazistische Prägung der Dresdner Romanist Victor Klemperer in seinem Band LTI („Lingua tertii imperii“, dt. „Die Sprache des Dritten Reiches“) aufgezeigt hat, ein Band der immerhin zu DDR-Zeiten Pflichtlektüre an Schulen war.

Bei der Veranstaltung wird es um gewinnenden Austausch gehen. Nach einer Diskussion auf dem Podium haben auch Sie die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich in die Diskussion einzubringen. Ziel ist, dass wir alle etwas mit der Debatte gewinnen können.

In gewissem Maße als „Warm-up“ findet bereits eine Woche zuvor, am 16. Mai um 12:40 Uhr (bis 13:20 Uhr), die bereits seit längerem von der Hochschule Merseburg angekündigte  Lunch lecture mit dem Titel "'Auf der Suche nach einer verrufenen Klappe...' Von Klappen (Klappensex) und heutigem queeren Widerstand" statt, bei der Heinz-Jürgen Voß über neuste Erkenntnisse zur schwulen Klappenkultur referiert.

Silas Schmidt von Wymeringhausen trägt aktuell mit seinen*ihren Beiträgen zur Ausstellung "generell frisch" im Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg zu einer offenen und toleranten Stadt Merseburg bei. Fokussiert auf schwule Inhalte - insbesondere Cruising - eröffnet der*die Künstler*in Reflexionsräume für schwule Kultur. Einige Reaktionen aus dem Museum sorgten für Aufmerksamkeit - und weisen auf eine eher befremdliche, intolerante Sicht hin - siehe hier, bei Queer.de.

Da Merseburg auch meine Stadt ist und ich mich seit Jahren - u. a. an der dortigen Hochschule, aber auch in der städtischen Zivilgesellschaft - für Toleranz und Akzeptanz und gegen Homofeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus einsetze, ist es mir ein Anliegen, hier eine produktive Klärung herbeizuführen. Merseburg hat einiges vorzuweisen - u. a. den einzigen konsekutiven sexualwissenschaftlichen Studiengang in der Bundesrepublik! Auch das Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg hat sich immer wieder für Offenheit und Toleranz eingesetzt, so dass mich die aktuelle Reaktion sehr überrascht. Es würde mich sehr freuen, wenn eine moderierte Diskussion mit den Beteiligten stattfinden würde.

Passend zur Ausstellung von Silas Schmidt von Wymeringhausen findet aktuell an der Hochschule Merseburg übrigens die folgende Veranstaltung statt:

16.5.2018, 12:30 bis 13:15 Uhr: "'Auf der Suche nach einer verrufenen Klappe...' Von Klappen (Klappensex) und heutigem queeren Widerstand"

Ausgehend von Betrachtungen zur Klappenkultur in Westberlin – und ihre Beurteilung durch Aktivist*innen aus anderen europäischen Ländern, etwa durch Guy Hocquenghem – wendet sich der Sexualwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß (Hochschule Merseburg) aktuellen bedrohlichen gesellschaftlichen Entwicklungen zu. Er schildert, wie rechte Strömungen zunehmend Diskurse bestimmen, und verweist – unter anderem in Anschluss an die lesbische Aktivistin Jutta Oesterle-Schwerin – darauf, dass unter dem Deckmantel aktueller gesellschaftlicher Normierungen neue (gewalttätige) Restriktionen eingeführt werden. Voß fragt und stellt zur Diskussion: Wie können wir etwa den von Hubert Fichte positiv geprägten Begriff „Verschwulung“ behaupten – gegen „unsere“ eigene Geschichtsvergessenheit und gegen rechte Vereinnahmung?

Heinz-Jürgen Voß

Sehr gern weise ich auf den ertragreichen Band von Esther Stahl hin, der gute Handlungsempfehlungen für Einrichtungen enthält:

Gewaltpräventionskonzepte für die Arbeit mit Mädchen und Frauen mit Behinderungen
von Esther Stahl

Hochschulverlag Merseburg, Reihe: Sexualwissenschaftliche Schriften, Band 3
2017, 124 Seiten, 16,50 Euro
ISBN: 978-3-942703-58-1
Bestellmöglichkeit

Klappentext:
Mädchen und Frauen mit Behinderungen sind mehr als doppelt so häufig Opfer von sexuallslerter Gewalt als deren Altersgenossinnen ohne Behinderung. Bereits 2009 hat sich die Bundesregierung, mit der Ratifizierung der UN-Behlndertenrechtskonvention verpflichtet, Diskriminierungen und Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen abzubauen. Dass diese Verpflichtung in weiten Teilen nicht umgesetzt wurde, zeigt unter anderem die mangelhafte Existenz von Gewaltpräventlonskonzepten in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Die existierenden Konzepte vernachlässigen außerdem häufig den gesonderten Blick auf Mädchen und Frauen mit Behinderungen und deren spezifischer sexueller und reproduktiver Bedürfnisse. Anhand einer Einzelfallanalyse und einer Analyse verschiedener Gewaltpräventlonskonzepte, werden in diesem Buch Schlussfolgerungen gezogen für die Voraussetzungen gelingender Gewaltprävention.

Sehr gern weise ich auf die Vorstellung des "Dritten deutschen Männergesundheitsberichts - Sexualität von Männern" am 4. Mai 2017 in Merseburg hin. Bereits am Tag zuvor findet die Bundespressekonferenz in Berlin (Haus der Pressekonferenz) statt.

Kurzfassung des Inhalts der Veranstaltung:
# Zeit: 4. Mai, 14:30 – 17:00 Uhr
# Ort: Foyer des Gartenhauses, Hochschule Merseburg (Eberhard-Leibnitz-Str. 2, Merseburg)

Vorstellung des von der Stiftung Männergesundheit in Kooperation mit der Hochschule Merseburg herausgegebenen Berichts, der interdisziplinär ist und Sexualität positiv betrachtet. Der Vielfalt von Sexualität und von Männlichkeiten wird Rechnung getragen. Bei der Veranstaltung findet u.a. statt:

* Grußwort der Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration des
Landes Sachsen-Anhalt, Petra Grimm-Benne;
* Einordnung des Männergesundheitsberichts durch die Referentin an
der Leitstelle für Frauen- und Gleichstellungspolitik des
Ministeriums für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt
Katharina Scholz;
* Vorstellung des Männergesundheitsberichts durch die Herausgeber_innen
* Podiumsdiskussion zum Männergesundheitsbericht u. a. mit der
Fernseh-Moderatorin und Bestseller-Autorin Ann-Marlene Henning, dem Bildungsreferenten für Jungen*arbeit Michael Ney und Prof. Dr. Harald Stumpe.

Die Langfassung der Einladung mit vollständigem Programm findet sich hier.
Der "Dritte deutsche Männergesundheitsbericht" erscheint beim Psychosozial-Verlag und ist ab Ende April 2017 überall im Buchhandel erhältlich.

Den "Dritten deutschen Männergesundheitsbericht - Sexualität von Männern" gibt es hier frei und kostenlos zum Download (OPEN ACCESS, PDF-Datei): Psychosozial-Verlag.

Presseresonanz und Rezensionen zum Bericht finden Sie hier verlinkt.

Nach dem gelungenen Auftakt mit Hrn. Dr. Vobker im Oktober, findet am 1.11.2016 (Beginn 16:30 Uhr) an der Hochschule Merseburg (Theater am Campus) die zweite Veranstaltung der Ringvorlesung FEMPOWER „Technik und Geschlecht“ statt.

Zu Gast ist die Physikerin Prof. Dr. Helene Götschel. In ihrem Vortrag „Physik queer denken“ zeigt sie, wie sich gesellschaftliche Fragestellungen in Kontexten der Physik wiederfinden lassen. „Queer“ ist dabei im Sinne geschlechtlicher und sexueller Vielfalt und Offenheit zu verstehen. Götschel führt aus, dass sich Queer Theory nicht nur in den Wissenschaften vom Menschen, wie den Sozialwissenschaften oder der Biologie, anwenden lasse. Vielmehr mache es Sinn, grundsätzlich die Denkmuster Zweigeschlechtlichkeit und heteronormative Matrix zu erkennen. Dies ermöglicht, Physik queer zu denken, d.h. zu hinterfragen, wie diese eingeschränkten Denkmöglichkeiten unsere Weltbilder, unsere Vorstellungen der unbelebten Natur prägen. Was darunter zu verstehen ist und wozu es gut sein soll, Physik queer zu denken, wird im Vortrag anhand von Beispielen diskutiert. Beginn der Veranstaltung ist um 16:30 Uhr, im Theater am Campus (im Hauptgebäude der Hochschule).

Prof. Dr. Helene Götschel: Die studierte Physikerin ist Maria-Goeppert-Mayer Professorin für Gender in Ingenieurwissenschaften und Informatik an der Fakultät für Maschinenbau und Bioverfahrenstechnik der Hochschule Hannover.

*Als weitere Veranstaltungen sind bereits fest:* Dr. Waltraud Ernst (15.12.2016, 16:30 Uhr, Vortrag: „Geschlecht und maschinelle Interaktion“) und Dipl.-Inf. Göde Both (17.1.2016, 16:30 Uhr, Vortrag: „Mensch-Maschine-Konfigurationen: Ist autonomes Fahren die ‚Entmannung des deutschen Autofahrers‘?“).

Das Projekt FEMPOWER, das neben der Ringvorlesung auch Maßnahmen zur Förderung von Promotionen von Frauen beinhaltet, wird aus Fördermitteln der Europäischen Union finanziert. Federführend liegt das Projekt bei der Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule Merseburg, der Ingenieurin Kathrin Stritzel; die Ringvorlesung wird inhaltlich und organisatorisch in Kooperation mit Andreas Kröner (HoMe-Akademie) und Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß (Fachbereich Soziale Arbeit. Medien. Kultur) durchgeführt.

Es handelt sich um eine öffentliche Veranstaltung - alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

Buch_Lieselott_Herforth_Die erste Rektorin einer deutschen Universität wird nun erstmals mit einem Buch gewürdigt. Es handelt sich um die Kernphysikerin Lieselott Herforth, die - bundesweit betrachtet(!) - die erste Rektorin war und zwar an der TU Dresden. In diesem Jahr hätte sie ihren 100. Geburtstag gefeiert. Noch heute wird mit ihrem Handbuch "Praktikum der Radioaktivität und Radiochemie" (veröffentlicht gem. mit H. Koch) an zahlreichen Hochschulen in der ganzen Bundesrepublik Strahlenschutz gelehrt.

Herforth war zuvor übrigens an der Hochschule (TH) in Merseburg; auch die heutige Hochschule Merseburg (FH) weist attraktive technische Studiengänge auf (für soziale und kulturell-mediale, aber auch betriebswirtschaftliche und informatische gilt das ebenso).

Die weiteren Informationen zum Buch:

Lieselott Herforth: Die erste Rektorin einer deutschen Universität
von Dr. rer. nat. et phil. habil. Waltraud Voss

# Bielefeld: Transcript Verlag, Reihe: Gender Studies
# 324 Seiten, 29,99 Euro
# ISBN: 978-3-8376-3545-4
# Informationen und Bestellmöglichkeit: http://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-3545-4/lieselott-herforth . Das Buch kann ab sofort überall im Buchhandel bezogen werden.

Anfragen für ein Rezensionsexemplar gern an den Verlag ( presse@transcript-verlag.de ) oder direkt an Dr. habil. Waltraud Voss ( waltraud-voss@arcor.de , http://www.waltraud-voss.de/ ). Da im September auch der 100. Geburtstag von Professorin Herforth ansteht, könnte sich auch eine Veranstaltung anbieten.

Die folgende Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungswoche des „Bündnis gegen Rechts“ gegen den Neonazi-Aufmarsch am 18. Juni. In der Veranstaltungswoche wird für Toleranz und Akzeptanz geworben und werden rechte Entwicklungen kritisch diskutiert. Mehr Informationen auf: https://merseburggegenrechts.wordpress.com .

Attacke von Rechts – Wie reagiert die Wissenschaft?
# Zeit: Dienstag, 14. Juni 2016, 15:00 bis 17:00 Uhr
# Ort: Hochschule Merseburg, Gartenhaus (Eberhard-Leibnitz-Str. 2, Merseburg)
# Referent_innen: Andreas Kemper, Heinz-Jürgen Voß, Jennifer Stange

Seit einigen Jahren werden Wissenschaften in immer stärkerem Maße von rechtspopulistischen und rechtsextremen Zusammenhängen angegriffen. In der Kritik stehen gerade Erkenntnisse, die sich nicht auf dem ersten Blick dem Alltagsverständnis erschließen. Könnte man davon ausgehen, dass es gerade der Zweck wissenschaftlichen Arbeitens ist, Neues zu schaffen, so steht dieses Selbstverständnis aktuell in Frage. Wie reagiert die Wissenschaft?

Am 14. Juni wird diese Frage an der Hochschule Merseburg diskutiert. Nach drei kurzweiligen Impulsen wird gemeinsam mit dem Publikum diskutiert. In dem eröffnenden Vortrag „Pegida, Neue Rechte und AfD“ zeigt der Soziologe Andreas Kemper, wie sich seit der Sarrazin-Debatte eine neurechte Bewegung in Deutschland formiert hat, die gerade im Osten Deutschlands auch parteiförmig auftritt. Andreas Kemper beobachtet diese Bewegung und untersucht, wie neoliberale, christlich-fundamentalistische und faschistische Ideologien der Ungleichheit ineinandergreifen. Er gibt Anregungen, wie Wissenschaft reagieren könnte.

Im Anschluss daran erläutert der Merseburger Sexualwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß die Angriffe, denen zuletzt die Geschlechterforschung und die auf Toleranz gegenüber sexueller Selbstbestimmung zielende Sexualpädagogik ausgesetzt waren. Die Attacken gingen bis hin zu Diffamierungen gegen einzelne Wissenschaftler_innen. Heinz-Jürgen Voß erläutert die Gegenstrategien, die von den Wissenschaftler_innen ergriffen wurden und er weist selbstkritisch darauf hin, dass es für Wissenschaft nötig ist, stets und möglichst verständlich zu erläutern, was sie denn tut.

In dem abschließenden Input regt die Leipziger Journalistin Jennifer Stange auch zu einem selbstkritischen Blick an. Auch die Geschlechterforschung und Sexualpädagogik müssten sich kritisch befragen lassen. Gleichzeitig stelle sich die Frage, ob denn die Wissenschaft gerade genug gegen rechte Entwicklungen tut. Wie kann Wissenschaft reagieren, fragt auch sie.

Die knappen Impulse, die jeweils auf 20 Minuten begrenzt sind, eröffnen die Diskussion mit dem Publikum. Heinz-Jürgen Voß geht dabei in die Position der Moderation, während Andreas Kemper und Jennifer Stange kritisch mit dem Publikum diskutieren.

Alle Interessierten sind zu der Veranstaltung herzlich eingeladen. Der Eintritt ist kostenlos.

Bei der Wahl der Parlamentsvize in Sachsen-Anhalt kam es zum Eklat. Während die AfD bereits im ersten Wahlgang ihren Kandidaten durchsetzen konnte und dabei offenbar von Stimmen der CDU gestützt wurde, verhinderte genau jene CDU - die in ersterem Fall von einem demokratischen Akt sprechen würde -, den Kandidaten der Partei Die.Linke.

Hier scheint sich Nähe auszudrücken, die in den letzten Tagen bereits aus einer "CDU-Basis" zu hören war. So gab der ehemalige und langjährige Kreisvorsitzende der CDU Saalekreis Jürgen Ruscher - der noch immer Kreistagsmitglied ist - kund, dass die CDU eine Minderheitenregierung mit Tolerierung durch die AfD bilden sollte. Im Interview mit der MZ ("Mitteldeutsche Zeitung") führte er in Bezug auf die Verbindungslinie zwischen CDU und AfD aus: "In einigen Punkten haben wir ähnliche Meinungen." (MZ, 12.4.2016, S.7, Regionalausgabe Merseburg) Diese Übereinstimmungen kann er nur in Bezug auf "Flüchtlingspolitik" sehen, vertrat doch die AfD im Wahlkampf quasi keine andere Position, als Zuspitzungen und Hetze gegen Geflüchtete. Dabei trug sie in Merseburg zu einem städtischen Klima bei, in dem auf einen Geflüchteten aus Somalia geschossen wurde und ein Geflüchteter aus dem Irak totgeschlagen wurde. Über Wochen versammelten sich tägliche Rechtsetremist*innen an einer eingerichteten Notunterkunft für Geflüchtete.

Der skandalöse Ablauf im Landtag Sachsen-Anhalt macht deutlich, dass die CDU bereits jetzt SPD und Bündnis 90/Die Grünen bedrohen möchte - sie deutet Koalition CDU/SPD/Grün an, blinkt aber gleichzeitig rechts und bietet sich der AfD an. Ein taktischer Erfolg für die AfD.

(An anderer Stelle darf man in der MZ leider auch Begriffe wie "Sozialschmarotzer" lesen. Es ist gerade eine ganz furchtbare Zeit, in der jedes bürgerliche, liberale, demokratische Grundverständnis verloren zu gehen scheint.)

English translation below

Zeit:Samstag, 16.01.2016, 10:00 bis 12:00 Uhr
Ort: Merseburg, Gotthardstraße (Höhe Große Ritterstraße)

Im Namen aller Syrerinnen und Syrer und der syrischen Geflüchteten:

Wir erklären unsere volle Solidarität mit den Opfern der Angriffe und
Belästigungen von Köln.

Wir sind beschämt von diesen widerwärtigen Verbrechen, die auch unsere Werte und
Normen verletzen, die auch unsere Traditionen und Gebräuche nicht widerspiegeln
und die gegen unsere religiösen Überzeugungen stehen.Weiterlesen » » » »

Gerade vor einigen Tagen wurde in Merseburg ein Mensch aus rassistischen Motiven totgeschlagen und fanden in Merseburg-West gewaltvolle Übergriffe der sogenannten 'besorgten Bürger' gegen Polizist_innen und die Geflüchtetenunterkunft statt. Nun will die AFD die Situation weiter anheizen. Auf Flugblättern hetzt sie weiter gegen Geflüchtete und veranstaltet eine Kundgebung in Merseburg, zu der sogar Björn Höcke, der bundesweit mit rassistischen Äußerungen bekannt gewordenen ist, auftreten soll. Die AFD bereitet mit ihrer Hetze gegen Geflüchtete verbal den Boden für weitere physische Gewalt.

Gegen die Hetze der AFD und ihre Kundgebung hat ein breites Bündnis Proteste angekündigt. Im Folgenden der Aufruf des Bündnisses:

Rechte Brandstifter entlarven – Rassisten entgegentreten
Proteste am 11. Januar, Merseburg

Am Montag, dem 11. Januar 2016 will die Alternative für Deutschland (AfD) in Merseburg gegen die Asylpolitik der Bundesregierung auf die Straße ziehen. Mit der Demonstration soll im Landtagswahlkampf weiter Stimmung gegen Geflüchtete emacht werden. In völliger Verkennung der Fakten erklärt die AfD die aktuelle Lage der Flüchtlingspolitik im Saalekreis zu einem „totalen Staatsversagen“.

Die Partei, die in Sachsen-Anhalt mit einem rechts-völkischen Programm zur Landtagswahl antritt, will Rassismus wieder salonfähig machen. Nach Merseburg kommen deshalb auch der thüringische Landesvorsitzende Björn Höcke und der inzwischen in den Saalekreis gezogene Hans-Thomas Tillschneider.Höcke hatte zuletzt mit kruder rassistischer Hetze bei einem Vortrag im neu-rechten Institut für Staatpolitik für einen Skandal gesorgt und organisierte in Erfurt wiederholt Demonstrationen gegen Geflüchtete. Tillschneider wiederum war Mitglied im Landesvorstand Sachsen und will nun auf Platz zehn der Landesliste in den Landtag von Sachsen-Anhalt einziehen. Er war regelmäßiger Teilnehmer bei den islamfeindlichen Dresdener Pegida-Demonstrationen und als Berater für den noch gewalttätigeren Ableger – Legida – aus Leipzig tätig. Tillschneider macht Stimmung gegen Muslime und spricht dem Islam in Deutschland aufgrund seiner vermeintlichen Fremdheit ab, das Recht auf Religionsfreiheit gleichermaßen in Anspruch nehmen zu können. Auch Tillschneider verfügt über vielfältige Kontakte ins neu-rechte Lager. Gemeinsam repräsentieren die Redner zusammen mit der Merseburger AfD den extrem rechten Rand der Partei.

Die AfD wird bei ihrer Demonstration von denen unterstützt, die in Merseburg-West nahezu täglich und zum Teil gewalttätig gegen die Präsenz von Geflüchteten in einer Notunterkunft protestieren. Die AfD liefert mit ihren Parolen und ihrem Programm den braunen Morast, auf dem Brandstiftungen an Flüchtlingsunterkünften und Gewalt gegen Migrant*innen gedeihen. Als Merseburger Bündnis gegen Rechts treten wir dem Rassismus und der Islamfeindlichkeit der AfD entgegen. Wir lassen nicht zu, dass auf dem Rücken von in Merseburg und im Saalekreis lebenden Geflüchteten Wahlkampf für eine antidemokratische Partei gemacht wird.

Die Behauptungen der AfD, wir hätten es in der Flüchtlingskrise mit einem totalen Staatsversagen zu tun, weisen wir, gemeinsam mit den rund 2 300 im Saalekreis lebenden Geflüchteten zurück. In Merseburg und anderen Städten unseres Landkreises leben wir friedlich und ohne Probleme zusammen. In den letzten Monaten sind zudem viele Willkommensinitiativen entstanden, die im Alltag zu einer gelingenden Integration beitragen.

Wir treffen uns deshalb am Montag, dem 11. Januar 2016, 18:00 Uhr, in der Gotthardstraße in Merseburg (Höhe Große Ritterstraße), um gegen die AfD und ihren Rassismus zu demonstrieren.