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[aktualisiert am: 13.11.2019]

Gern weise ich auf die erschienenen Besprechungen des Buches "Die Idee der Homosexualität musikalisieren: Zur Aktualität von Guy Hocquenghem" sowie ausgewählte weitere Beiträge zum Buch hin. Die Liste wird in loser Folge aktualisiert.

Den Auftakt bildet eine Besprechung, verbunden mit einem Interview, bei Coloradio Dresden. Die Sendung kann hier angehört werden: Link zur Sendung bei freie-radios.net.

Eine ausführliche Würdigung des Bandes liefert Hauke Branding (Helmut-Schmidt-Universität, Fakultät für Maschinenbau) bei socialnet.de. Dort hält er als Fazit unter anderem fest: "Das große Verdienst dieses Bandes ist es, Guy Hocquenghem wieder in die Debatte einzuführen und die Aktualität seiner Überlegungen zu diskutieren." Zur vollständigen Rezension bei socialnet.de.

Prof. Dr. Kurt Starke besprach das Buch in der Fachzeitschrift "Sexuologie". In seiner ausführlichen Rezension führt er unter anderem aus: "Inspiriert von dieser geistreichen Schrift könnte man bei Musikalisieren und Musizieren an das Eindeutige und das Vieldeutige der Musik denken, an das Verbindende und das Trennende, an das Gedachte und Gefühlte, an die Träumerei und die erfüllten Wünsche, an das unernste Vergnügen und das vergnüglich Ernsthafte im Sinne eines Res severa verum gaudium. [...] Die Einzelbeiträge des Buches [von Rüdiger Lautmann, Norbert Reck und Guy Hocquenghem] sind von zwei kenntnisreichen Texten des Herausgebers Heinz-Jürgen Voß gerahmt. Im einleitenden Beitrag führt Voß behutsam an das zu erwartende Leseabenteuer heran. [...] Das Buch ist Band 11 der Reihe 'Angewandte Sexualwissenschaft'. Hoffentlich folgen weitere Bände dieser Qualität." (Sexuologie, Bd. 25/2018, Heft 1-2, S.103-105)

Prof. Dr. Florian Mildenberger hat den Band in der sexualwissenschaftlichen Zeitschrift "Sexuologie" besprochen. Er schreibt unter anderem: "Der erste Teil des Titels lässt zunächst eine Discografie der Pet Shop Boys vermuten, doch dieser Sammelband entpuppt sich bei genauerer Lektüre als ein vorzüglicher Ansatz, um einen im Windschatten Foucaults bereits vergessenen französischen Vordenker einer kritischen Homoforschung interessierten Lesern in Erinnerung zu rufen." (Sexuologie, Bd. 25/2018, Heft 1-2, S.105f)

Stefan Ripplinger würdigte das Buch in der zur Frankfurter Buchmesse erschienenen Literaturbeilage "Queer gelesen" des Magazins "konkret" und schreibt u.a.: "Hocquenghem formulierte in den Siebzigern seine wildromantische Version dessen, was heute 'queer' genannt wird. Dass er viele Punkte der Queer-Theoretiker Eve Kosofsky Sedgwick oder Paul B. Preciado vorwegnimmt, ist ebenso unübersehbar wie die Kluft, die sein Denken von identitären Positionen trennt, wie sie in den USA oder in Deutschland vorherrschen. Dass einer oder eine sich dazu durchringen müsste, 'schwul', 'lesbisch' oder sonst etwas zu sein, um dann als bürgerliches Subjekt glücklich zu verspießern, hielt er für ein Abwürgen des Begehrens. Das Begehren fügt sich keiner sozialen Form. [...] In der Ära Jens Spahn bewahrheitet sich Hocquenghems Spott, alles, was deutsche Schwule jemals zu fordern in der Lage seien, seien 'rosa Volkswagen'." (konkret, Nr. 10/2018; Literaturbeilage "Queer gelesen", S. 22)

Ausführlich mit den Ansätzen Guy Hocquenghems befasst sich ein Kommentar in der Online-Zeitschrift Schattenblick. Darin heißt es mit Blick auf das Buch "Die Idee der Homosexualität musikalisieren" u.a.: "Für den Sexualwissenschaftler und Queer-Theoretiker Heinz-Jürgen Voß ist Guy Hocquenghem ein Vordenker der von ihm vertretenen Position, daß die Geschlechtlichkeit des Menschen nicht auf zwei komplementäre, als biologisch gegeben unterstellte Formen zu reduzieren sei, sondern in einer letztlich unendlichen Vielfalt manifest werde. Für den Herausgeber des Buches „Die Idee der Homosexualität musikalisieren: Zur Aktualität von Guy Hocquenghem“ eröffnete dieser […] einen frühen Zugang zum Konzept der Intersektionalität […]. Das Streben des Schwulen nach gesellschaftlicher Anerkennung sieht Voß durchaus kritisch, kann der Status des respektablen Bürgers doch virulente Formen der Ausgrenzung und Feindseligkeit stärken, die in der gesellschaftlichen Delinquenz der Homosexualität keinen Platz finden, weil Randständige und Ausgestoßene mehr Gründe haben, solidarisch zu handeln, als die Kette der Erniedrigung ad infinitum fortzusetzen." (Schattenblick, Ausgabe vom 17.5.2019, S.6-9, online)

Hans Hütt meint im Freitag, durch den Band "Die Idee der Homosexualität musikalisieren" habe Guy Hocquenghem eine "Wiederauferstehung im deutschen Sprachraum" erfahren. Großartig! Ob diese Wiederentdeckung "missglückt" ist, wie Hütt im Weiteren schreibt, mag die*der Lesende selbst beurteilen: Hier lese ich ein paar Passagen vor, insgesamt ist das Buch aber auch recht günstig zu haben. (Freitag, Ausgabe 42/2019)

Und hier findet sich ein Videomitschnitt einer Buchvorstellung:

Gerade von einer schönen Buchvorstellung von Zülfukar Çetins und meinem Buch aus Wien zurück. Es war schön bei Löwenherz! Und für alle, die lieber erst einmal ins Buch 'hineinhören' wollen, um es dann zu lesen, gibt es nun auch ein einführendes YouTube-Video:

Also gern sehen - und wer dann das Buch lesen und diskutieren mag, hat morgen (Mittwoch, 22.3.) in der Rosalinde in Leipzig und am Donnerstag (23.3.) in der Frauenkultur in Leipzig bei Buchvorstellungen zur Buchmesse Gelegenheit dazu.

PS: Nun ist das Buch "Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität", zusätzlich zur gedruckten Fassung, auch kostenlos als PDF-Datei verfügbar.

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PSY-Cetin-2549-v03.indd[aktualisiert: 14.7.2019]

Das Buch „Schwule Sichtbarkeit – schwule Identität: Kritische Perspektiven“ von Zülfukar Çetin und mir gibt es nun auch kostenlos als PDF-Datei! Es soll zur Diskussion anregen - und hat es auch schon. Die folgende Seite bietet eine Übersicht - sie wird in loser Folge aktualisiert.

Mit der Besprechung "Warum schwule Sichtbarkeit nicht grundsätzlich gut ist" macht Ulrike Kümel den Auftakt. Ihre auf dem Portal Queer.de erschienene Besprechung kommt zum Fazit: "Ich finde das Buch wichtig. Nach dem Lesen wissen wir, dass schwule Emanzipation viel mit der Unterdrückung anderer zu tun hat. "Homosexualität" als Konzept und Identität hat viel mit Rassismus und Kolonialismus zu tun – und damit auch Anteil an Gewalt gegen Menschen. Das ist wichtig zu wissen, damit heute sensibel gestritten werden kann." Die ausführliche Rezension findet sich hier.

In der Zeitschrift Siegessäule diskutiert Roberto Manteufel das Buch "Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität: Kritische Perspektiven" in seiner Kolumne "Seitenblick". Er merkt unter anderem an: "In ihrem Buch gehen [Çetin und Voss] ans Eingemachte. Sie skizzieren, wie das Wort 'homosexuell' allein schon durch seine historischen Ursprünge rassistisch gefärbt wurde. 'Echte Homosexualität' fände sich zum Beispiel nur bei reichen weißen Nordeuropäern, konstatierte Hirschfeld. Ursprünge, die bis heute ihre Wellen schlagen. Denn – um mal so richtig die Ironiekeule zu schwingen – wir als weiße, aufgeklärte Schwule wissen schon, wie es geht. Also in Sachen Toleranz und Miteinander und überhaupt. Dagegen sehen zum Beispiel die Muslime so richtig alt aus. [...] Klingt doch einleuchtend. Nur stimmt das wirklich? Erschreckend klar analysieren Çetin und Voss, wie hinter solchen Gedankengängen ein neues Wir-Verständnis steht, das auch hervorragend als politisches Kampfinstrument dient. Denn Wir, das sind inzwischen auch wir Homos. Wir sind die treuen Demokraten, die gebildet sind und euch den Wohlstand bringen, wenn ihr es nur richtig macht. Vertraut uns bitte, denn was wahre Freiheit ist, das wissen einzig wir. Denn Wir, das sind diejenigen, die in Schwarz und Weiß denken, in Okzident und Orient, in fortschrittlich und rückständig. Ganz ehrlich, Nachtigall, ick hör dir trapsen. Das riecht nach großem Ärger." (Siegessäule, Dezember 2016, S. 49)

In der Zeitschrift "analyse & kritik" (November 2016) hat Lisa Krall das Buch besprochen. Krall schreibt: "Çetin und Voß setzen sich in ihrem Band kritisch mit der Identitätskategorie »des Homosexuellen« und der mit ihr verbundenen Emanzipationsbewegung auseinander und diskutieren beides als Bestandteile westlicher Hegemonie. Im dicht argumentierten ersten Teil bereiten sie den Boden für zwei weitere Kapitel, die sich einmal auf »Homosexualität« in Naturwissenschaften und in Pädagogik konzentrieren (Voß) und zweitens Homo-/Queerpolitiken sowie Homonationalismus in Zusammenhang mit Gentrifizierung setzen (Çetin). Sichtbarkeit und Identität werden dabei in unterschiedlichen Kontexten betrachtet: Anhand historischer und aktueller Beispiele aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft machen sie die Verschränkungen der Kategorie »Homosexualität« mit Kolonialismus und Rassismus nachvollziehbar und hinterfragen die Relevanz starrer Identitätskategorien. Sie zeigen, dass Kategorisierungen, die der Sichtbarmachung und Anerkennung dienen, nicht unschuldig, sondern Teil von Herrschaftsverhältnissen sind, da sie nur bestimmte Personen einschließen und in diesem Fall ausschließen, wer nicht weiß, europäisch, bürgerlich oder männlich ist. Ihre intersektionalen Analyse bringt nicht nur Gegenwart und Vergangenheit zusammen, sondern auch das, was gewöhnlich in Theorie und Praxis unterteilt wird. So gelingt es an gesellschaftliche Phänomene und aktuelle Herausforderungen sowie an theoretische Auseinandersetzungen anzuknüpfen und diese um wichtige Perspektiven zu erweitern." zur Zeitschrift/Rezension

Mehr als eine Rezension verfasste Patsy l'Amour laLove - es handelt sich um einen persönlichen Standpunkt, eine Schmähung, die mit der Werbung für die Vorstellung (am 24.11.2016, Berlin) des eigenen - zu "Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität: Kritische Perspektiven" inhaltlich konträren - Buchs verbunden ist; pikanterweise erscheint der Beitrag zudem drei Tage nachdem auf meinem Blog in einem Gastkommentar die von Patsy l’Amour laLove gehostete „Polymorphia“ (vom 21.11.2016) kritisiert worden war. Der Beitrag von laLove findet sich in der Zeitschrift jungle world (Ausgabe vom 24.11.2016, Titel "Die schwule Gefahr") und schließlich im Band "Beißrefelexe". Jan Schnorrenberg erwidert in der Tageszeitung Tagesspiegel den Unterstellungen von Patsy l'Amour laLove ("Aktivismus-Debatte: Queeres Scherbengericht"); Floris Biskamp erwidert ihr bei den Ruhrbaronen ("Beißreflexe: Je böser, desto mehr freu’n sich die Leut’!") und stellt zu den Unterstellungen laLoves gegenüber dem Band "Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität" fest: "Weniger nachvollziehbar ist, dass man die Argumente der Gegenseite dabei zur Unkenntlichkeit entstellt. Dies tut insbesondere l’Amour laLove in ihrer Auseinandersetzung mit dem Buch Schwule Sichtbarkeit – schwule Identität von Zülfükar Çetin und Heinz-Jürgen Voß." (online)

Georg Klauda verfasste eine Besprechung des erwähnten, von Patsy l'Amour laLove herausgegebenen, Bandes "Beißreflexe" und setzte sich dabei - in der Zeitschrift "analyse und kritik" - auch mit unserem Buch "Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität: Kritische Perspektiven" auseinander. Diesbezüglich schreibt er u. a.: "Çetin und Voß halten dem entgegen, dass sich sexuelles Begehren, wie fast alle naturwissenschaftlichen Erkenntnisgegenstände, nicht in eindeutigen, binären Kategorien, sondern in Spektren und Möglichkeitsräumen ereignet, die sich einer starren Festlegung entziehen. Die Erfindung einer identitären Homosexualität sei ein politisches Projekt der westlichen Schwulenbewegung gewesen. Im Kontext einer heteronormativen bürgerlichen Gesellschaft lieferte der Rückbezug aufs eigene, ungewollte »Anderssein« eine Entschuldigung dafür, sich dem Zwang zur Heterosexualität lebensgeschichtlich zu entziehen, ohne die Norm als solche in Frage zu stellen. Dies erschien als notwendige Voraussetzung, um von der Mehrheit Anerkennung und Respekt verlangen zu dürfen." Der gesamte Beitrag findet sich hier.

"Du musst es lesen!" heißt es in einer Rezension von Joachim Schönert im "Lustblättchen" (Wiesbaden und Rhein-Main) vom November 2016. Und weiter: "Das Buch ist aktuell in seinen wissenschaftlichen Analysen und Beispielen und äußerst hilfreich beim Erkennen von Zusammenhängen." zur Zeitschrift

Christian Höller betont in den Lambda Nachrichten die Notwendigkeit des kritischen Charakter des Buches, um Debatten zu eröffnen. Er hält fest: "Das Buch wird als Streitschrift für kontroverse Diskussionen sorgen. Es macht deutlich, wie sehr sich die derzeitige Polarisierung auch in der LSBTI-Welt ausbreitet." (Lambda Nachrichten, März–April, Nr. 168, 39. Jahrgang, 1/2017)

Antje Schrupp rezensierte das Buch unter dem Titel "Homosexualität verlernen? Gute Idee." auf ihrem Blog www.antjeschrupp.com und im österreichischen Standard. In der Besprechung heißt es u.a.: "Mit sehr großem Interesse habe ich dieses Buch gelesen, in dem es um die Frage geht, wie sich der westliche Diskurs über Homosexualität mit Nationalismus und rassistischen Zuschreibungen an „Migrant_innen“ verbindet. [...] Angesichts der gegenwärtigen Diskurse, in denen speziell türkischen jungen Männern eine besonders ausgeprägte Homophobie zugeschrieben wird, ist es aufschlussreich, dass am Anfang des 20. Jahrhunderts die Türkei ein Eldorado für westliche Schwule war, weil man sich dort nicht verstecken musste. Amüsant auch zu lesen, wie dann mit Hilfe westlicher Wissenschaftskonstrukte das ominöse homosexuelle Wesen, das bestimmte Menschen eben haben und andere nicht, versucht wurde, in körperlichen Markern zu vereindeutigen; in den Keimdrüsen oder in den Genen, je nachdem, was in der Biologie gerade Mode war. Die enge Verbindung dieser westlichen Erfindung der Homosexualität mit rassistischen und nationalistischen Ideologien war mir neu. Sie ist in dem vorliegenden Buch vielleicht auch etwas zu stark gezeichnet, man müsste, sagt die politische Ideengeschichtlerin in mir, die entsprechenden Diskurse noch einmal in einem größeren Rahmen kontextualisieren, um sie entsprechend bewerten zu können. Aber unbedingt muss heutiger schwuler Aktivismus diese Schattenseiten der eigenen Geschichte reflektieren und tut er tatsächlich viel zu wenig." zur Rezension hier (Antje Schrupp: Aus Liebe zur Freiheit) und hier (derStandard).

In der zur Buchmesse in Leipzig erschienenen Graswurzelrevolution schreibt Antje Schrupp unter dem Titel "Homosexualität und Antirassismus" pointiert zum Buch: "Der westliche Diskurs über Homosexualität ist eng mit Nationalismus und rassistischen Zuschreibungen an "Migrant_innen" verbunden. Viele Menschen im Westen sind überzeugt, dass die Akzeptanz vielfältiger sexueller Identitäten eine speziell westliche Errungenschaft sei. Und allzu oft dient der Vorwurf der Homophobie der Bekräftigung einer westlichen Überlegenheit und die Behauptung, man müsse LGBTQ-Rechte schützen, zur Legitimation von Kriegen. Das Buch "Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität. Kritische Perspektiven" von Zülfukar Çetin und Heinz-Jürgen Voß liefert wichtige Erkenntnisse zu dieser Verbindung und bezieht klar eine Position auf der antirassistischen Seite des Diskurses." zur Rezension

Theodor Itten besprach "Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität: Kritische Perspektiven" in der Zeitschrift "Psychotherapie Wissenschaft". Dort schreibt er u.a.: Das Buch "kommt in drei Teilen daher. Im ersten werden die Homosexualität und 'die Anderen' besprochen. [...] Danach wird die Homosexualität im Kontext von Naturwissenschaft und Pädagogik ausgiebig reflektiert. [...] Um diese prozessorientierten theoretischen Überlegungen praxisnah zu verankern, beschreibt Çetin im dritten Teil, die homo- und queerpolitischen Dynamiken und Gentrifizierungsprozesse in Berlin. Hier wird die vielfältige homosexuelle Lebensweise als individuelle Bereicherung dargestellt. Wie sich Menschen in der Psychopolitik einer großen Metropole zurechtzufinden, ist hier wunderbar und eindrücklich beschrieben." (Theodor Itten, Psychotherapie Wissenschaft, Jg. 6, Heft 2 (2016))

Unter dem Titel "Für ein Streitgespräch – Deutungskampf schwuler Emanzipation" rezensierte Folke Brodersen "Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität" auf dem Blog der Feministischen Studien. Bordersen führt dabei u.a. aus und bezieht den kürzlich von Patsy l’Amour laLove herausgegebenen Sammelband "Selbsthass & Emanzipation" mit ein: "In und zu einer solchen Politik ist ein Streiten möglich und nötig. Eine Verwerfung des Gegenübers und Markierung als persona non grata kann ihr aber nicht zuträglich sein. Polemisierungen wie etwa l’Amour laLoves Vorwurf an Voß und Çetin, einen Kampf „gegen die Homosexualität an sich“ zu führen, delegitimiert die Position des Gegenübers im Diskurs und verstellt von vornherein jede gemeinsame Engführung oder Reibung. [...] Die Polarisierung zwischen Hetero- und (Rest der) Homosexualität, aus der l’Amour laLove Impulse zur Diskussion der psychischen Verfasstheit schwuler Subjekte ableitet, erscheint vor diesem Hintergrund nicht mehr als gegebenes Faktum, sondern ist ein Effekt gegenwärtiger neo-konservativer Transformationen. [...] Ähnliches gilt für die diskursive Verwerfung queerer Muslim_innen, die Zuweisung von Archaik an einen ‚islamischen Kulturkreis‘ sowie für die gesamte Entgegensetzung zwischen ‚Muslim_innen und Schwulen‘ [... E]ine politische Vision [muss] darauf bauen, Beziehungen neu zu gestalten. Entgegen der Zergliederung zwischen ‚Tunten‘, ‚Türken‘ und ‚happy rainbowfamilies‘ wäre zu versuchen, nicht nur situative Bündnisse zu schmieden, sondern auch kollektiv wie individuell Haltungen der Sorge, der Freude und der Lust an- und miteinander zu stiften. Nicht etwa um melancholisch das Begehren nach einer kollektiven Bewegung zu heilen, sondern um eine Hierarchisierung und Verwerfung bestehender Differenzen nicht zuzulassen." zur ganzen Besprechung
In der eigentlichen Rezension in der gedruckten Ausgabe der Feministischen Studien wendet sich Brodersen dann ausschließlich "Schwule Sitbarkeit - schwule Identität: Kritische Perspektiven" zu und endet auf der folgenden Schlussfolgerung: "Trotz dieser Kritiken am Resumee des Bandes, bleibt dieser mit seiner umfassenden empirischen Beschreibung und der Darstellung der spezifischen Funktionen von politischer Sichtbarkeit eine lohnende Lektüre. Für interessierte Beobachter_innen gegenwärtiger Ausdrucksformen ›schwuler‹ Politiken ist er damit eine gewinnbringende Zusammenstellung." (Feministische Studien, Heft 1/2017)

Auf Querelles-net - Rezensionszeitschrift für Frauen- und Geschlechterforschung besprach Lisa Krall das Buch und hält abschließend fest: "Dass Auseinandersetzungen angeregt werden, wie es formuliertes Ziel des Buches ist, gelingt aber mit Sicherheit, und zwar nicht nur aufgrund der eng geführten, aber sehr fundierten theoretischen Analysen, sondern auch dadurch, dass es die Lesenden aus ihrer Komfortzone holt, wovon nicht alle begeistert sein werden. Die durch zahlreiche Beispiele untermauerten Argumentationen erweisen sich als zwingend, und es lohnt sich, ihnen zu folgen. So wie es nach wie vor mehr privilegienreflektierender Geschlechterforschung und feministischer Bewegungen bedarf, ist es notwendig, die eigene Beteiligung an Herrschaft zu thematisieren, wie Çetin und Voß am Beispiel der Schwulen aufzeigen. Der Forderung der Autor_innen, Identitäten zu verlernen (vgl. S. 17), könnte in diesem Sinne wohl auch Gayatri Chakravorty Spivaks (1996) Vorschlag hinzugefügt werden, Privilegien als einen Verlust zu verstehen." zur ganzen Besprechung

Für die Progress - die Zeitschrift der österreichischen Hochschüler*innenschaft - rezensierte Hagen Blix "Schwule Sichtbarkeit..." In der Besprechung heißt es abschließend: "In einer Zeit, in der in Deutschland ein Autonomes Schwulenreferat die AfD zu einer Podiumsdiskussion einzuladen gewillt ist und die Teilnahme antidemokratischer Kräfte – erschienen in Begleitung von gut 20 Neonazis – als für eine „umfassende Meinungsbildung unumgänglich“ verteidigt, in einer Zeit in der zugleich die Rückholbarkeit des Erstrittenen in der Homophobie derselben Partei deutlich wird, sei die Lektüre dieses Buchs dringend empfohlen." Online

Kevin Junk besprach "Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität: Kritische Perspektiven" auf FIXPOETRY. Er folgert unter anderem: "An anderer Stelle wurde dem Band vorgeworfen, er wäre anti-homosexuell (vor allem eine Rezension im Sammelband “Beißreflexe” [...], erschienen im Querverlag, erregte Aufsehen). Diese Lesart verkennt das Potenzial aktueller historischer, soziologischer und sexualwissenschaftlicher Forschung. Was der Band zeigt, ist, und das ist keine Neuigkeit, wie Homosexualität als Kategorie konstruiert ist und welche Gefahren damit einhergehen. Wenn sich Menschen auf einfache Labels reduzieren lassen, dann steht auf der einen Seite der Homosexuelle und auf der anderen Seite der Muslim. Beide schließen sich aus, beide hassen sich und beide lassen sich gegeneinander ausspielen. Nur gut, dass der Homosexuelle per se ein weißer Mann ist und damit in einer besseren Position als der Muslim als solcher. Solange Debatten auf diesem Niveau geführt werden, solange die Begrifflichkeiten so minderkomplex bleiben, bleibt auch die Debatte eine minderkomplexe und geht zu Lasten aller Beteiligten. Vor allem verhindert eine solche Debatte die Solidarisierung und den Austausch. Voß und Çetin fordern auf dieser Grundlage ein, die Einteilungen, die uns ein- und ausschließen, die Minder- und Mehrheiten, die wir angeblich sein sollen, endlich aufzuheben." zur vollständigen Besprechung

Till Randolf Amelung besprach das Buch in der Zeitschrift "Impu!se Für Gesundheitsförderung" (Juni 2018) und schreibt unter anderem: "Die Autoren widmen sich der Frage, inwieweit das heutige Verständnis von Homosexualität als Identität dazu führt, dass heteronormative Vorstellungen gestärkt und rassistische Marginalisierungen gefördert werden." zur vollständigen Rezension

Im Katalog der schwulen Buchläden "Der Dicke" wird das Buch prominent hervorgehoben. Auch Transgenderradio (Berlin) empfiehlt "Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität" - in der Oktober-Sendung (2016) - den Zuörenden zur Lektüre. zu Transgenderradio Und auch die Queere Legende Vagina Davis liest gerade das Buch, wie sie in einem Interview ("Queer legend Vaginal Davis speaks on art, race, gentrification, and the sexual pull of natural body odors") angab: "What are you reading these days? I am always keeping a brood of books on my nightstand. Been rediscovering and re-reading all the Harlem Renaissance canon from the likes of  Claude McKay, Zora Neale Hurston, Richard Bruce Nugent, Jean Toomer, Wallace Thurman, Rudolph Fisher and of course Mr. Looking for Langston himself, Langston Hughes. There is this young Turkish academic and theorist Zülfükar Çetin, and Heinz-Jürgen Voß wrote this book called 'Schwule Sichtbarkeit – schwule Identität. Kritische Perspektiven (Gay Visibility-Gay Identity: Critical Perspectives)' that I am reading." (Hier ist das Interview online.)

voss_wolter_queer_anti_kapitalismusDas von Salih Alexander Wolter und mir verfasste Buch "Queer und (Anti-) Kapitalismus" kommt nun in die zweite Auflage. Noch einmal besonders großen Dank an die Freund_innen, die uns bei der Arbeit an diesem Buch mit Rat und Kritik unterstützten - und natürlich an alle, die es dann klug rezensiert oder bei Lesungen mit uns darüber diskutiert haben.

Das Buch ist überhall im Handel erhältlich. Informationen finden sich hier - beim Verlag. Eine Übersicht über die erschienenen Rezensionen findet sich hier.

Und gleich ein weiterer Hinweis: Zülfukar Çetin, Salih Alexander Wolter und ich arbeiten derzeit an einem - neuen - gemeinsamen Band. Er ist zum Thema "Schwule Sichtbarkeit – schwule Identität" (vorläufiger Titel) und wird zur Leipziger Buchmesse 2016 im Gießener Psychosozial-Verlag erscheinen.

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In der aktuellen Ausgabe der biologischen Fachzeitschrift "Nature" ist der Beitrag "Sex redefined" (von Claire Ainsworth) erschienen - bei Spektrum findet sich der Beitrag auch in einer deutschen Fassung. Ainsworth erläutert einige der aktuellen biologisch-medizinischen Theorien zur Geschlechtsentwicklung. Sie hält fest: "Biologen haben inzwischen eine sehr differenzierte Sichtweise der Geschlechter – die Gesellschaft muss hier erst noch aufholen."

Unter anderem heißt es im Beitrag weiterhin: "Betrachtet man die Genetik, verschwimmt die Grenze zwischen den Geschlechtern noch mehr. Wissenschaftler haben viele der Gene identifiziert, die an den Hauptformen von DSD beteiligt sind und auf subtile Weise die Anatomie und Physiologie des Einzelnen beeinflussen. Neue Techniken der DNA-Sequenzierung und Zellbiologie machten deutlich, dass fast jeder von uns zu einem gewissen Grad aus verschiedenen Zellen besteht, gleichsam wie ein Patchwork. Dabei haben manche unserer Zellen ein Geschlecht, das zum Rest des Körpers eigentlich nicht passt. Auch das Verhalten einer Zelle scheint über komplexe molekulare Systeme von seinem Geschlecht beeinflusst zu werden. 'Es gibt eine wesentlich größere Vielfalt der Geschlechter als nur das der Männer und das der Frauen...'"

Im Nature-Beitrag nimmt Ainsworth weiterhin ältere biologischen Sichtweisen unter die Lupe, dass weibliches Geschlecht eine basale Stufe darstelle, von der aus eine 'Fortentwicklung' in männlicher Richtung erfolge. Solche älteren Sichtweisen sind widerlegt, wie sie herausarbeitet.

Für das "Geschlecht der Zellen" räumt die Autor_in mit einer populär noch weit verbreiteten Sichtweise auf. Sie schreibt: "Beim Geschlecht gibt es keine einfache Dichotomie, zeigen die Studien zu DSD. Noch komplizierter werden die Dinge, wenn man die Zellen des Einzelnen betrachtet. Die allgemeine Annahme, jede Zelle eines Individuums hätte dasselbe Set von Genen, ist schlichtweg falsch."

Der Beitrag ist sehr zu empfehlen - und räumt mit einigem populären Halbwissen auf!

Ganzer Beitrag bei Nature, Englisch: hier.
Ganzer Beitrag bei Spektrum, Deutsch: hier.
Weiterhin zum Thema: "Angeboren oder entwickelt? Zur Biologie der Geschlechtsentwicklung" / "Geschlecht" / "Making Sex Revisited" [OPEN-ACCESS]