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Aktualisiert: 18.10.2018

Übersicht über die erschienenen (und mir bekannten) Besprechungen:

In einem guten Beitrag zu Intergeschlechtlichkeit von Sophia Geß heißt es abschließend auf SWR2: "Und was da nicht reinpasst, darf nicht einfach weggeschnitten werden. Die Menschenrechtsorganisation „Zwischengeschlecht.org“ kämpft für die Rechte dieser Menschen und fordert ein Verbot von Genitaloperationen. Weitere Informationen finden Sie auf ihrer Internetseite zwischengeschlecht.org. Eine kurze Einführung zum Thema bietet außerdem das Buch: „Intersexualität. Intersex. Eine Intervention“ von Heinz-Jürgen Voß." Der Beitrag ist hier online.

Anja Gregor rezensierte das Buch auf Mädchenblog. In der Besprechung heißt es u.a.: "Voß [zeigt], dass die Zurichtungen intergeschlechtlicher Körper ihren Ursprung in der gesellschaftlichen Vorstellung von Geschlechtlichkeit und ihrem Wandel seit der Aufklärung haben, dass die Forderungen des Ethikrates entscheidende Lücken in der Rezeption des (medizinkritischen) Diskurses in Form von Outcome-Studien aufweist und auch deshalb weit hinter den Forderungen der Inter*-Bewegung zurückbleiben muss. Die Veröffentlichung ist ein Beitrag, diese Lücke rechtzeitig zu schließen, um damit – hoffentlich – in weitere politische Entwicklungen zu intervenieren." Zur vollständigen Rezension.

Auf Zwischengeschlecht.info schreibt Seelenlos zum Buch: "Voß ist einer der leider raren Geschlechterforscher, bei dem die inhaltliche Kritik an der vereinnahmenden Ausblendung der Menschenrechtsverletzungen an Zwittern offensichtlich nicht nur zum einen Ohr rein und zum andern flugs wieder raus ging, sondern der die Argumente und Quellen auch zur Kenntnis nahm und seither immer mal wieder beweist, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat und die Anliegen der Überlebenden von kosmetischen Genitaloperationen ernst nimmt." Hier gehts weiter.

Sonja Erkens hat "Intersexualität - Intersex: Eine Intervention" bei Missy Magazine besprochen und schreibt unter anderem: "Mit der ebenso seltenen wie fruchtbaren Kombination aus biologischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive entlarvt Voß das Konstrukt der Zweigeschlechtlichkeit vielmehr als gesellschaftliches Produkt denn als medizinischen Fakt." Auf seiner Basis werden intergeschlechtliche Menschen - so Erkens weiter - "mit medizinischer Brachialgewalt zwangsweise 'vereindeutigt'. Die entsprechenden Passagen über das ebenso beherzte wie selbst vor den Betroffenen geheim gehaltene Abschneiden oder Zunähen unerwünschter Geschlechtsmerkmale lesen sich zwar wie von Dr. Frankenstein höchstselbst erdacht, zeigen aber auf eindrückliche Weise, wie kompliziert und aufwändig es bisweilen sein kann, so etwas vordergründig Banales wie “Normalität” herzustellen." Die vollständige Besprechung findet sich hier.

Ulrike Kümel besprach das Buch bei Queer.de. In der Rezension heißt es unter anderem: "Dieses Buch enthält alles, was mensch für den Kampf gegen die halbherzige "Empfehlung des Ethikrates" benötigt. [...] Der Autor Dr. Heinz-Jürgen Voß stellt in seiner Argumentation die vielen relevanten wissenschaftlichen Untersuchungen der Medizin und Biologie dar, die – fern jeglicher Seriosität – vom Ethikrat für seine Stellungnahme ignoriert wurden und zu obiger Fehlentscheidung führte. Er schreibt kompakt und für alle leicht verständlich und nachvollziehbar." Zur Rezension bei Queer.de.

Martin Brandt hat "Intersexualität - Intersex: Eine Intervention" auf www.kritisch-lesen.de gewürdigt. Die vollständige Besprechung findet sich hier.

Andrea*s Jackie Klaura rezensierte "Intersexualität - Intersex: Eine Intervention" für progress - Magazin der österreichischen HochschülerInnenschaft. In der Besprechung hält Klaura unter anderem fest: "[D]ieses kompakte Büchlein [entwickelt] das Potential zur breit verwendbaren Argumentationsgrundlage für medizinisch- und juristisch-politische Debatten. [...] Ähnlich wie in der ausführlicheren und als Grundlage zu empfehlenden Einführung in das Thema Geschlecht. Wider die Natürlichkeit (2011. Schmetterling Verlag) versteht es Voß, wissenschaftliche Sachverhalte auch in historische und aktuelle gesellschaftliche Kontexte einzubinden. Trotz des wissenschaftlichen Charakters ist der Biologe Voß dabei stets darum bemüht, die Sachverhalte in allgemein-verständlicher Weise zu erläutern." Die Besprechung ist, neben der gedruckten Form, hier auch online verfügbar.

Gundula Hase besprach das Buch für "Rosige Zeiten" und "Die andere Welt" und folgert: "Fazit: Ein sehr gut lesbares Buch, das die neue Entwicklung der Intersex-Diskussion nicht nur darstellt, sondern auch konkrete Hilfestellungen gibt, den Kampf gegen die Empfehlung des Ethikrates wieder anzufachen." Die Besprechungen finden sich hier (Heft Nr. 142, S.20f) und hier.

Winter-Katalog von Loewenherz.at: "Dieses Büchlein gibt einen Überblick über den aktuellen Stand in der noch lange nicht abgeschlossenen Intersexualitätsdebatte. [...] Die Position der Intersexe wird in diesem Band ebenso berücksichtigt wie der aktuelle Stand in den damit befassten Wissenschaften. Auch neueste Forschungsergebnisse sind hier eingeflossen." Hier online: lesbischer Schwerpunkt (S.31) / schwuler Schwerpunkt (S.34).

Persson Perry Baumgartinger hat das Buch "Intersexualität - Intersex: Eine Intervention" in der Zeitschrift "Stimme von und für Minderheiten" rezensiert und schreibt unter anderem: "Das Buch bietet einen kritischen Blick auf Intersex als machtvolle Konstruktion mit gewaltvollen Konsequenzen für Menschen und zeigt die zentrale Rolle von Medizin, Staat und christlicher Kirche in diesem Machtgefüge. Voß beschreibt, wie Geschlecht im Laufe der Geschichte konstruiert wird und was das mit Intersex als Zwangsdiagnose, einem medizinischen Apparat als „Versuchslabor“ und Menschenrechtsverletzungen an Intersex-Personen zu tun hat." Es handelt sich um "[e]ine verständlich geschriebene Einführung in ein Thema, das alle angeht." (Stimme von und für Minderheiten, Nr. 85, S.33)

Bettina Enzenhofer besprach das Buch in an.schläge - das feministische monatsmagazin. In der Rezension heißt es unter anderem: "'Intersexualität - Intersex. Eine Intervention' ist eine unbedingte Empfehlung für alle, die sich in den Status quo in puncto Intersex einlesen wollen. Denn wie schon in seinen letzten Veröffentlichungen gelingt es Voß auch diesmal sehr gut, komplexe biologisch-medizinische Sachverhalte in einen gesellschaftlichen Zusammenhang zu betten, und das in einer auch für Nicht-(Natur-)Wissenschaftler_innen nachvollziehbaren Weise." (an.schläge, februar 2013, S.39)

Kerstin Schumann schreibt auf Geschlechtergerechtejugendhilfe.de: "Buchtipp: Intersexualität - Intersex: Verständlich, übersichtlich und kurz formuliert stellt die Veröffentlichung „Intersexualität – Intersex“ von Heinz-Jürgen Voß verschiedene Diskurse zum Umgang mit Intersexualität dar. Verdeutlicht werden wissenschaftliche Erkenntnisse, ethische Diskussionen und Forderungen der Intersex-Verbände." Kerstin Schumann, 22.3.2013, online bei Geschlechtergerechtejugendhilfe .

Die Online-Zeitschrift verrönscht und zugenetzt beurteilt das Buch wie folgt: "Voß möchte mit seinem kleinen Büchlein anlässlich der kürzlich vom Deutschen Ethikrat veröffentlichten Stellungnahme »Intersexualität« in die Debatte intervenieren. Das Gremium kritisiert zwar die zweigeschlechtliche Norm und empfiehlt, neben »männlich« und »weiblich« eine dritte geschlechtliche Kategorie offiziell festzuschreiben. Abgesehen davon, dass hier eine an sich diskriminierende Bezeichnung wie »anderes« vorgeschlagen wird, spricht sich das Papier auch nicht gegen die geschlechtsangleichenden Eingriffe im Kindesalter aus. Wie Voß aufzeigt, kommt es dabei aber häufig zu medizinischen Komplikationen und psychischen Problemen. Betroffen Beschreiben die Eingriffe als gewaltsam und traumatisierend. »Damit ergibt sich notwendig: Da die Behandlungspraxis den behandelten Menschen schadet und nicht nutzt, muss sie dem medizinischen Grundsatz und Ethos gemäß aufgegeben werden.« Stattdessen sei die Förderung der Anerkennung von Verschiedenheit und soziale Betreuung und Begleitung von Diskriminierung betroffener Intersexen einzig sinnvoll."

Simone Emmert besprach "Intersexualität - Intersex: Eine Intervention" bei Querelles-net - Rezensionszeitschrift für Frauen- und Geschlechterforschung und schreibt unter anderem: "Die Intervention zu Intersexualität – Intersex erweist sich als ein kleines, aber feines Buch, das einen gelungenen Einstieg in die aktuelle politische Debatte gibt. Als besonders wertvoll lassen sich der Überblick und die Diskussion um die Ergebnisse der sogenannten Outcome-Studien ansehen; hieraus wird deutlich abgeleitet, dass geschlechtszuweisende chirurgische und/oder hormonelle Eingriffe intersexen Menschen eher schaden als nützen. Voß gibt damit eine der ersten wenigen publizierten kritischen Stellungnahmen aus wissenschaftlicher Aktivensicht ab. Das Buch ist flüssig und leicht verständlich geschrieben und macht Lust, sich weiter in das noch immer sehr konfliktbeladene und emotionale Thema um den Kampf auf Selbstbestimmung sowie um Respekt, Toleranz und Anerkennung von Vielfalt und Verschiedenheit einzulesen." Simone Emmert, in: querelles-net - Rezensionszeitschrift für Frauen- und Geschlechterforschung, 2013, Nr. 2, online

kittyszuhause.twoday.net: "Heinz-Jürgen Voß wertet verschiedene Studien zu und an Intersexualität aus und kommt zu dem Schluss, dass die Behandlung aus Sicht der Ärzte „helfen“ soll, aber gerade das Gegenteil der Fall ist und zu mehr „Leid und Stigmatisierung“ führt. Besonders zu empfehlendes kurzweiliges Büchlein mit Auswertungen zum Diskurs und durchgeführter Studien." zur Rezension

Zeitschrift Queerulant_in: "Das Buch gibt auf nur 78 Seiten einen sehr guten Überblick und sei allen Menschen wärmsten ans Herz gelegt." Queerulant_in, Nr. 5, S.39. zum Heft

Auf dem Blog http://jpunktanna.wordpress.com heißt es am 21. Juni 2014 zu dem Buch: "kurz gesagt, ein spannendes Buch, das kurz und gut lesbar zum Stand der Diskussion um die Behandlung von Intersex informiert und mich wütend macht. Ich finde die aktuelle Situation grausam und unverständlich. Das Lesen des Buches “Intersexualität-Intersex” kann ich sehr empfehlen." zur ganzen Rezension

Das Buch Intersexualität – Intersex: Eine Intervention ist nun erschienen und ich möchte alle Interessierten herzlich zur Lektüre, Rezension und Diskussion einladen!

Cover des Buches "Intersexualität - Intersex: Eine Intervention"

Vorstellungstext des Bandes:
Oft werden bei der Diagnose «Intersex» im Säuglings- und frühen Kindesalter operative und hormonelle Eingriffe vorgenommen, um ein möglichst eindeutiges Erscheinungsbild der Genitalien zu erreichen. Von den Interessensvertretungen der Intersexe werden diese Eingriffe als gewaltsam und traumatisierend beschrieben. Neue wissenschaftliche Ergebnisse zeigen ebenfalls massive Probleme der Behandlungen auf – der Deutsche Ethikrat berücksichtigte sie nicht für seine Anfang 2012 veröffentlichte Stellungnahme zum Umgang mit Intersexualität. In diesem Band wird der aktuelle Forschungsstand vorgestellt und mit den Forderungen der Intersex-Verbände kontextualisiert. Voraus geht eine Analyse der gesellschaftlichen Umstände, die zur bisher üblichen medizinischen Praxis führten. Darin wird gezeigt dass die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern sowie die sozial strukturierte Angst vor geschlechtlicher Pluralität wichtige Ausgangspunkte dafür waren, Uneindeutigkeiten gesellschaftlich und medizinisch zu tilgen. Vor dem Hintergrund einer wachsenden gesellschaftlichen Anerkennung vielfältiger geschlechtlicher Identitäten wird herausgearbeitet, dass die Begründung der bisherigen medizinischen Behandlungspraxis – sie basierte eben darauf, Menschen Diskriminierungen und Gewalt in einer gegenüber geschlechtlicher Uneindeutigkeit intoleranten Gesellschaft ersparen zu wollen – nicht mehr gegeben ist.

Eine erste Rezension
ist bereits bei Mädchenblog erschienen - dort heißt es unter anderem:

"Voß [zeigt], dass die Zurichtungen intergeschlechtlicher Körper ihren Ursprung in der gesellschaftlichen Vorstellung von Geschlechtlichkeit und ihrem Wandel seit der Aufklärung haben, dass die Forderungen des Ethikrates entscheidende Lücken in der Rezeption des (medizinkritischen) Diskurses in Form von Outcome-Studien aufweist und auch deshalb weit hinter den Forderungen der Inter*-Bewegung zurückbleiben muss. Die Veröffentlichung ist ein Beitrag, diese Lücke rechtzeitig zu schließen, um damit – hoffentlich – in weitere politische Entwicklungen zu intervenieren." Zur vollständigen Rezension.

Angaben zum Buch:
Intersexualität – Intersex: Eine Intervention
von Heinz-Jürgen Voß
Unrast-Verlag, Münster
80 Seiten, broschiert, 7,80 EUR
ISBN 978-3-89771-119-8

Das Buch ist beim Verlag und im Buchhandel erhältlich;
Rezensionsexemplare können bei mir (voss_heinz(ätsch)yahoo.de) und beim Verlag bestellt werden.

Zur Übersicht der bereits erschienenen Rezensionen.

„Alles Bio. Oder? Geschlechter-Forschung: Der Mythos vom Unterschied“ heißt es in der Überschrift eines der Beiträge im aktuellen GEO-Themenheft „Frau Mann“ (Juli 2012). Es werden die Geschlechter-Klischees in der aktuellen Forschung aufgespürt und mit einigen seriöseren Arbeiten, die explizit nicht auf Verkaufserfolg zielten, kontrastiert. „Autoren wie Verlagen verheißt der weite Raum zwischen Mars und Venus astronomische Gewinnspannen.“ (S.33) Einige, wie die aktuell prominente Differenz-Autorin Louann Brizedine, profitieren nicht nur von durch Autor_innen-Honorare von ihren Buchverkäufen, sondern sie ist auch Gründerin einer Klinik, die sich auf die in den Büchern als bedeutsam dargestellten Hormone spezialisiert hat. Das Wartezimmer will gefüllt werden.

„Man braucht nur: Forscher mit Drang zur Öffentlichkeit und Medien mit Mut zur Vereinfachung. Fertig ist der Party-Smalltalk. Eine seriöse Studie zu dem Thema [verwendeter Sprachschatz], mit 400 Teilnehmern, gelangt zu ganz anderen resultaten: Frauen sprechen 16 215 Wörter am Tag, Männer 15 669. Solche Befunde aber bleiben meist unbeachtet. Denn die Nachricht ‚Frauen und Männer reden gleich viel‘ – sie ist keine. Oft fristen Untersuchungen, die auf Gleichheit statt Differenz stoßen, von vornherein ein Schubladendasein.“ (33) Weiterlesen » » » »

The circumcision of the foreskin in boys does not mean the removal or reduction of glans or clitoris as was and still is the case in treatments directed against intersexes. Nor will gonads be removed or a vagina painfully produced and dilated, and afterwards no life-long taking of hormones is necessary as intersexes often have to cope with. Therefore it is inappropriate to equate one with the other and make a case for limiting the freedom of religion.

Rather, society should start debating about how to overcome the narrow gender norms infringing people´s right of self-determination. This would soon raise questions about social norms in general, it would mean to really end violence against women, really go against gender stereotypes and stop the medicalization and psychiatrization of people... However, this is not happening. Instead, the judgment about the circumcision of the foreskin in boys fits in a German policy that wanted "Christian values and traditions" even to be inscribed in the European Constitution and that cites the rights of women and homosexuals (which it could bring itself to grant only after much deliberation) as arguments for war against other countries.

What use is all this talk about "intersectionality" when even people who otherwise like to think in terms of emancipation refer to a "Christian Occidental" understanding "in the case" where for once an intersectional approach is indeed indispensible? Weiterlesen » » » »

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(English version)

Bei der Beschneidung der Vorhaut bei Jungen wird eben nicht die Eichel bzw. Klitoris entfernt oder reduziert, wie es beispielsweise bei Behandlungen, die sich gegen Intersexe richteten und richten der Fall war und ist. Auch werden nicht Keimdrüsen entfernt, schmerzhaft eine Scheide hergestellt und geweitet, es sind keine dauerhaften Hormoneinnahmen damit verbunden, wie sie Intersexe oft das ganze Leben über ertragen müssen. -- Daher sollte man hier nicht gleichsetzen und ist auch das Recht auf Religionsfreiheit zu garantieren. In der Gesellschaft sollte vielmehr ein Dialog aufkommen, wie die engen Geschlechternormen und die Eingriffe in die Selbstbestimmung entlang von Geschlecht grundlegend geändert werden können. Das träfe aber alle gesellschaftlichen Normen, es würde bedeuten, dass grundlegend etwas gegen die Gewalt gegen Frauen getan werden müsste, grundlegend Geschlechterstereotype angegriffen werden müssten, grundlegend etwas gegen die Medizinisierung und Psychiatrisierung der Menschen getan werden müsste... Aber das passiert ja nicht, sondern es reiht sich diese Einschätzung der Beschneidung der Vorhaut von Jungen in eine Politik der Bundesrepublik Deutschland, die "christliche Werte und Traditionen" sogar in eine "Europäische Verfassung" eintragen wollte und Homosexuellenrechte und Frauenrechte (zu denen sie sich erst sehr spät überhaupt durchringen konnte) seit ihrer Einführung als Kriegsgründe gegen andere Staaten anführt.

Warum dieses ganze Gerde von Intersektionalität, wenn man dann selbst von sonst emanzipiert Denkenden bei der ersten Frage, bei der es einmal tatsächlich wichtig ist, intersektional zu denken, auf ein "christlich abendländisches" Verständnis "in der Sache" verwiesen wird? Weiterlesen » » » »

Die Pressemitteilung aus dem Deutschen Bundestag zur gestrigen Anhörung im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die sich mit der Stellungnahme "Intersexualität" des Deutschen Ethikrates befasste ist eindeutig - und dort einhellig getroffen. Bereits der erste Absatz enthält die wichtigste Aussage: "Operationen zur Geschlechtsfestlegung bei intersexuellen Kindern stellen einen Verstoß gegen das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit dar und sollen zukünftig unterbunden werden. Dies war das einhellige Votum der öffentlichen Anhörung im Familienausschuss am Montagnachmittag." Etwas später heißt es: "Zu diesen Menschenrechte gehöre unzweifelhaft die körperliche Unversehrtheit. Ein fremdbestimmter körperlicher Eingriff diesen Ausmaßes sei deshalb nicht hinzunehmen. Lediglich wenn es um die Frage von Leben oder Tod gehe, sei dies statthaft. Erst wenn ein Kind sich in dieser Frage unzweifelhaft selbst äußern könne, dürfe eine Entscheidung gefällt werden. Und es müsse geprüft werden, dass die Entscheidung des Kindes für das eine oder andere Geschlecht ohne Beeinflussung von außen, etwa durch die Eltern, getroffen worden sei. Dies könne beispielsweise durch ein Familiengericht geschehen. Lucie Veith, Vorsitzende des Vereins Intersexuelle Menschen aus Neu-Wulmstorf, schloss sich diesem Plädoyer an: Weder Eltern, Ärzte, Psychologen noch ein Parlament hätten das Recht, das Geschlecht eines Menschen zwangsweise festlagen zu lassen. Jörg Woweries, Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, führte an, dass es keinen medizinischen Beweis dafür gebe, dass eine Operation zur Geschlechtsfestlegung bei Kleinkindern ungefährlicher oder erfolgversprechender sei als bei einem Erwachsenen. In jedem Fall seien operative Eingriffe mit einem „hohen Risiko“ behaftet und stellten einen tiefen Eingriff in die Persönlichkeit eines Menschen dar."

Damit deutet sich an, dass tatsächlich die notwendige grundlegende Änderung möglich, die die gewaltvollen und traumatisierenden medizinischen Interventionen beendet. Im Folgenden die gesamte Pressemitteilung:Weiterlesen » » » »

Das Transsexuellengesetz (TSG) enthält nach diversen fortschrittlichen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichtes (BVerfG) immer noch Bestimmungen, die mit der Achtung der Würde und der Selbstbestimmung von Trans*-Menschen nicht vereinbar sind, und die zudem ausschließend gegenüber Transgender und intersex Menschen sind. Es enthält auch Regelungen, die sich in der Praxis als unzureichend erwiesen haben und trägt zur Diskriminierungsanfälligkeit bei. Im September 2011 hatte sich daher ein bundesweiter, offener, partizipativer, parteiunabhängiger und selbstorganisierter Arbeitskreis gebildet, an dem über 30 Trans*- und Inter*-Gruppen sowie Einzelpersonen beteiligt waren. Die selbstgestellte Aufgabe bestand darin, sich auf gemeinsame, zentrale Forderungen aus den trans* und inter* Communities zur Reform des Transsexuellenrechtes zu verständigen und diese auszuformulieren. Im Juni 2012 wurde das hiermit vorliegende Konsenspapier fertiggestellt. Es steht ab sofort allen Einzelpersonen, Verbänden, Vereinen und Gruppen zur Unterzeichnung offen, die diese Positionen ebenfalls unterstützen wollen.

Der bundesweite Arbeitskreis TSG-Reform,
1. Juni 2012

Hier gehts zum Papier und der Möglichkeit zu unterzeichnen.

Susanne Billig hat bei DRadio Kultur das aktuelle Buch von Cordula Fine "Die Geschlechterlüge" sehr hörenswert besprochen. Fine stellt in ihrem Buch teils eklatante Fehler biologischer und medizinischer Untersuchungen zu menschlichem Verhalten fest. Dafür hat sie zahlreiche entsprechende Arbeiten analysiert und ihre Ableitungen nun in einer gut lesbaren, teilweise sehr humorvollen Form, vorgestellt. "Was ist von einer Studie über Spielzeugpräferenzen zu halten, die einen Technik-Baukasten aussortiert, weil die Mädchen zu gern damit spielten?" fragt Susanne Billig schließlich rhetorisch...

Es lohnt sich, sich biologische und medizinische Arbeiten sehr gründlich anzusehen, um ihre Reichweite selbst beurteilen zu können. Oft zeigen sich Probleme im Versuchsaufbau, extrem kleine Stichprobengrößen (von oft weniger als 20 Individuen) und dabei sehr weitreichende Interpretationen, die von den geringen Stichproben ausgehend für die Grundgesamtheit getroffen werden.

Cordula Fine "Die Geschlechterlüge": Informationen auf der Verlagsseite.
Die Rezension bei DRadio Kultur: lesen.

Auf Grund vieler Nachfragen möchte ich noch einmal kurz auf drei sehr wichtige und neue Arbeiten hinweisen:

1) GEW-Broschüre "Geschlechterkonstruktionen und die Darstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Inter* (LSBTI) in Schulbüchern"

--> Hier kann die Broschüre bestellt werden.

2) Broschüre “Karriere eines konstruierten Gegensatzes: Zehn Jahre „Muslime versus Schwule”: Sexualpolitiken seit dem 11. September”, hrsg. von Koray Yilmaz-Günay:

--> Hier gibt es eine Rezension.
--> Hier kann es gegen einen Unkostenbeitrag von 5 EUR (zzgl. Porto) bestellt werden - direkt beim Herausgeber: Koray@Yilmaz-Gunay.de.

3) An (2) anschließend ist das ganz neue Buch "Homophobie und Islamophobie: Intersektionale Diskriminierungen am Beispiel binationaler schwuler Paare in Berlin" von Zülfukar Çetin sehr wichtig:

--> Es bietet eine sehr gute Einführung in die Theorien, wie sich Rassismus und Homophobie in der europäischen Moderne entwickelten! In qualitativen Interviews geht es der Frage nach, wie Diskriminierungen wirken, wie Mehrfachdiskriminierungen (Stichwort: Intersektionalität) nicht als Addition verschiedener Diskriminierungen (Rassismus + Homophobie) wirken, sondern zu konkreten Diskriminierungserfahrungen führen.
--> Informationen zum Buch finden sich beim Verlag.
--> Es ist im Buchhandel erhältlich und es sind Rezensionsexemplare bestellbar.

Von den sich herausbildenden modernen Wissenschaften wurden Frauen lange Zeit vollständig ausgeschlossen. Im Deutschen Reich änderte sich das erst Anfang des 20. Jahrhundert grundlegend, erhielten Frauen Immatrikulationsrecht. Seit den 1920er Jahren konnten sich Frauen auch habilitieren. Nur ausnahmsweise war es zuvor Frauen möglich, an deutschen Universitäten als Gasthörerinnen universitäre Veranstaltungen zu besuchen. Das ging insbesondere dann, wenn sie aus dem Ausland - etwa aus Russland - kamen. Sie erschienen dann den Professoren nicht als heranwachsende Konkurrenz.

Die Disziplin, in der sich zahlreiche Professoren am schärfsten und am längsten gegen das Studium von Frauen wandten, war die Medizin. Während sich Professoren in anderen Disziplinen bereits zu Ende des 19. Jahrhunderts offen zeigten, Frauen als Studierende in ihren Vorlesungen zuzulassen, gab es in der Medizin eine vehemente Abwehr. Hediwg Dohm fasste das in ihrer prägnanten Schrift "Die Antifeministen. Ein Buch der Verteidigung" (1902, hier im Volltext online) folgendermaßen: „Die Frauenfrage in der Gegenwart ist eine akute geworden. Auf der einen Seite werden die Ansprüche immer radikaler, auf der anderen die Abwehr immer energischer. Letzteres ist erklärlich. Je dringender die Gefahr der Fraueninvasion in das Reich der Männer sich gestaltet, je geharnischter treten die Bedrohten entgegen. [...] „Daß es vorzugsweise Ärzte sind, die zu einem Kreuzzug gegen die Frauenbewegung, der sie im voraus die Grabrede halten, rüsten, ist erklärlich. […] Die Ausübung der Medizin ist das erste Eroberungsgebiet, auf das die Frauen bereits ihren Fuß gesetzt haben.“ Und auch heute ist der Ausschluss von Frauen nicht ausgestanden: Der Anteil von Frauen an den Professuren der medizinischen Fakultäten ist gering, Fakultätsräte zeigen sich fast oder ganz frei von Frauen und präsentieren sich nicht selten als die Männerdominanz erhaltende Institutionen.

Daher ist es gleichermaßen historisch und aktuell interessant und wichtig, einen Blick auf die "Vorstreiterinnen" für das Studium und Berufsmöglichkeiten für Frauen zu werfen. Eine von ihnen ist Dorothea Christiane Leporin (verh. Erxleben), deren Todestag sich heute zum 250. mal jährt.

Geboren 1715, aus Quedlinburg stammend, wurde Leporin schon früh von ihrem Vater, der selbst als Mediziner tätig war, in Heilkunde unterrichtet – mit großem Erfolg. Dennoch blieb ihr die Universität zunächst verwehrt, bis ihr - auf eigenes Gesuch hin - Friedrich II. 1741 ausnahmsweise gestattete die Promotion abzulegen. (Die Entscheidungszeit ist auch daher spannend, da in diese auch die Fahnenflucht ihrer Brüder fiel - sie entzogen sich dem Militärdienst, weil sie mit Studium und Kaufmannslehre besseres vor hatten.)

Kurz darauf mit Johann Christian Erxleben verheiratet, der fünf Kinder mit in die Ehe brachte und mit dem sie vier weitere gemeinsame Kinder hatte, machte Leporin von der Erlaubnis zunächst keinen Gebrauch. 1742 veröffentlichte sie „Gründliche Untersuchung der Ursachen, die das weibliche Geschlecht vom Studiren abhalten“, in der sie fundiert bewies, dass Frauen wie Männer zum Studium tauglich seien (vgl. Voß, "Making Sex Revisited", S.110/111). Nach dem Tod des Vaters übernahm sie dessen Praxis. Erst 1754, nach wiederholten, von missgünstigen männlichen Ärzten vorgebrachten Vorwürfen medizinischer Pfuscherei, promovierte Leporin in Halle (Saale) zur Dr. med. - die königliche Genehmigung ermöglichte dies ausnahmsweise. Bis zu ihrem Tod führte sie eine erfolgreiche Praxis in Quedlinburg.

Aus Anlass ihres 250. Todestages findet heute ein Festakt in Halle (Saale) statt.

Literatur:
Voß, Heinz-Jürgen (2010): Making Sex Revisited: Dekonstruktion des Geschlechts aus biologisch-medizinischer Perspektive. Bielefeld: Transcript. (S.110f, 352f)
Markau, Kornelia (2006): Dorothea Christiana Erxleben (1715 – 1762): Die erste promovierte Ärztin Deutschlands. Eine Analyse ihrer lateinischen Promotionsschrift sowie der ersten deutschen Übersetzung. Halle (Saale), urn:nbn:de:gbv:3-000010362. (Online: http://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss-online/06/06H090/t1.pdf ; zum Lebenslauf insbesondere interessant: http://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss-online/06/06H090/t4.pdf )