Seit 2014 wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Forschungsprofessur „Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung“ an der Hochschule Merseburg gefördert – die erste Juniorprofessur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften überhaupt. Nach sechs Jahren erfolgreicher und anerkannter Arbeit wird sie nun als ordentliche Professur verstetigt.
2010, nach den Aufdeckungen von sexualisierter Gewalt an
Schulen und weiteren Institutionen, richtete das BMBF die Förderlinie „Sexualisierte
Gewalt in pädagogischen Kontexten“ ein. Gefördert wurden zahlreiche Forschungsprojekte
und fünf Juniorprofessuren – eine davon als „Forschungsprofessur“ an der
Hochschule Merseburg, die mit Prof. Heinz-Jürgen Voß besetzt wurde. Er leitete an
der Hochschule bereits das Projekt „Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller
Traumatisierung“. Die Wahl auf Merseburg fiel auch deshalb, weil hier bereits
seit Beginn der 1990er Jahre ein Schwerpunktstudium zu Sexualität existiert,
seit 2009 der bundesweit einzigartige konsekutive Masterstudiengang „Angewandte
Sexualwissenschaft“.
Die Ergebnisse des von Heinz-Jürgen Voß geleiteten Projekts
liegen nun mit einer fundierten Handreichung für Fachkräfte und zwei
Abschlussbänden vor. Sie sollen insbesondere Fachkräfte der ambulanten
Erziehungshilfen – aber auch allgemein Fachkräfte im sozialen Bereich – fit
machen für den Umgang mit Sexualität und der Prävention sexualisierter Gewalt.
Darüber hinaus ist einiges entstanden: Angeschlossen an die
Forschungsprofessur konnten die Ausstellungen des Präventionsinstituts PETZE
nach Sachsen-Anhalt geholt werden. Auch ist die Hochschule daran beteiligt, gemeinsam
mit dem Ministerium für Bildung, dem Landesschulamt und dem LISA die
Etablierung von Schutzkonzepten an Schulen voranzutreiben, wurden Fort- und
Weiterbildungen zur Prävention sexualisierter Gewalt und zur Förderung von
geschlechtlicher und sexueller Selbstbestimmung entwickelt – und werden
kontinuierlich angeboten. Nicht zuletzt soll der Regionale Arbeitskreis für
Fachkräfte ambulanter Erziehungshilfen zu den Themen Sexualität und
sexualisierter Gewalt, der sich im Saalekreis - initiiert vom Forschungsprojekt
- gebildet hat, bundesweit Pilotwirkung entfalten.
Ebenfalls mit bundesweiter und teilweise auch europaweiter
Ausstrahlung konnten durch die Forschungsprofessur weitere Projekte und
Publikationen initiiert werden, die an einer flächendeckenden
Forschungslandschaft mitwirken. So wurden die Buchreihen „Angewandte
Sexualwissenschaft“ (im Gießener Psychosozial Verlag) und
„Sexualwissenschaftliche Schriften“ (im Hochschulverlag Merseburg) gegründet,
in denen in der sechsjährigen Förderung 30 Bücher erschienen sind. Das
EU-Projekt TRASE zu Sexualität und Behinderung sowie weitere Bundes- und
Landesprojekte konnten eingeworben werden – insgesamt kamen, verbunden mit der
Forschungsprofessur, Drittmittel von rund 2,5 Millionen Euro nach Merseburg.
Mit der Verstetigung wird Prof. Voß die erfolgreichen
Forschungen und Praxisprojekte zur Prävention sexualisierter Gewalt fortsetzen
und daneben Bedingungen sexuellen Wohlergehens und geschlechtlicher
Selbstbestimmung verfolgen. Mit seiner Expertise als Biologe und
Sozialwissenschaftler wird er sich weiterhin in die Fachdebatte und
gesellschaftliche Diskussion zu geschlechtlicher Vielfalt einbringen.
Kontakt:
Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß
Professur Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung
Hochschule Merseburg
E-Mail: heinz-juergen.voss@hs-merseburg.de