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Der von Magnus-Hirschfeld Stiftung gemeinsam mit dem Bundesverband Trans* veranstaltete Vortrag „Nur zwei Geschlechter? Zur Dekonstruktion des Geschlechts in der Biologie“ ist nun online.

Der von Magnus-Hirschfeld Stiftung gemeinsam mit dem Bundesverband Trans* veranstaltete Vortrag „Nur zwei Geschlechter? Zur Dekonstruktion des Geschlechts in der Biologie“ ist nun online. Heinz-Jürgen Voß, Professor*in für Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung an der Hochschule Merseburg, referiert dort insbesondere aus evolutionsbiologischer und entwicklungsbiologischer Perspektive zu Geschlecht und geschlechtlicher Fortpflanzung.

Der auf Geschlechtsentwicklung fokussierte Schwerpunktvortrag "Die vielen Geschlechter der Biologie – zur Debatte an der Humboldt-Universität zu Berlin" ist hier zugänglich, eine Literaturliste zum Thema findet sich hier.

In dieser Woche gab es viel Aufregung um einen verlegten Vortrag an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Kern der Debatte steht die Frage zum Geschlecht aus Sicht der Biologie.

Der Online-Vortrag “Nur zwei Geschlechter? Zur Dekonstruktion des Geschlechts in der Biologie” ist eine gute Gelegenheit, sich mit biologischen Geschlechtertheorien zu befassen. In der Biologie ist es schon länger klar, dass es nicht nur zwei Ausprägungsformen des Geschlechts gibt, sondern dass sich Genitalien individuell unterschiedlich entwickeln. Doch in der allgemeinen Bevölkerung kommt diese Sicht erst verzögert an. Heinz-Jürgen Voß führt hierfür Gründe an, erläutert biologische Geschlechtsentwicklung und zeigt die pädagogischen Zugänge, die die biologischen Vorgänge korrekt darstellen und wie sie nach und nach in der Schule ankommen.

Seid dabei und stellt eure Fragen über die Chatfunktion. Heinz-Jürgen Voß beantwortet die Fragen im Anschluss an seinen Kurzvortrag.

Die Veranstaltung wird über #ZOOMWebinar durchgeführt. Eine Registrierung ist nicht erforderlich. Den Link zur Online-Veranstaltung findet ihr hier: https://us02web.zoom.us/j/86943734637

Die Veranstaltung wird von der Bundesstiftung Magnus-Hirschfeld in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Trans* durchgeführt.

Das Video des heutigen Vortrags "Die vielen Geschlechter der Biologie – zur Debatte an der Humboldt-Universität zu Berlin" ist weiterhin auf Youtube verfügbar.

Das Video des heutigen Vortrags "Die vielen Geschlechter der Biologie – zur Debatte an der Humboldt-Universität zu Berlin" ist weiterhin auf Youtube verfügbar. Die Ankündigung findet sich hier, eine Literaturliste ist hier.

Vielen Dank an alle Teilnehmenden! Es wurden viele Fragen gestellt. Nicht für alle reichte die Zeit. Daher werden hier nach und nach auch die übrigen Fragen beantwortet.

Vortrag: Durch einen Blick auf Entwicklungsprozesse macht Voß deutlich, dass es sich auch bei der biologischen Geschlechtsentwicklung um einen komplexen Prozess handelt, mit dem besser viele Geschlechter erklärbar sind als nur zwei oder drei.
  • Freitag, 8.7.2022, 11:00 bis 12:00 Uhr
  • im Fernsehstudio der Hochschule Merseburg und LIVE auf YOUTUBE (Link zum Livestream)

Die aktuelle Debatte um biologisches Geschlecht an der Humboldt-Universität zu Berlin ist erfreulich. In den Kommentarspalten von Zeitungen wird der Wunsch deutlich, besser über die aktuellen Diskussionen über Geschlechtsentwicklung in der Biologie informiert zu sein.

Als Beitrag zur Debatte erläutert der*die Biolog*in und Professor*in für Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung Heinz-Jürgen Voß die aktuellen biologischen Geschlechtertheorien. Durch einen Blick auf Entwicklungsprozesse macht Voß deutlich, dass es sich auch bei der biologischen Geschlechtsentwicklung um einen komplexen Prozess handelt, mit dem besser viele Geschlechter erklärbar sind als nur zwei oder drei. Mit einem Blick auf aktuelle pädagogische Materialien zur Förderung geschlechtlicher Selbstbestimmung schließt der Input und kommen wir in die Diskussion.

Heinz-Jürgen Voß hat mit den Büchern „Making Sex Revisited“ und „Geschlecht“ umfassend zum Thema publiziert und forscht unter anderem zur Förderung von geschlechtlicher und sexueller Selbstbestimmung und zur Prävention von sexualisierter Gewalt. Informationen und Kontakt sowie einführende Literaturliste.

Moderation: Eva Kubitza, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Merseburg.

Ort: Die Veranstaltung findet im Fernsehstudio der Hochschule Merseburg statt und wird über das Wissenschaftsfernsehen der Hochschule in Kooperation mit dem Offenen Kanal Merseburg-Querfurt auf YOUTUBE gestreamt. Hier geht’s zum Livestream.

Entdecke die Hochschule Merseburg mit ihren Studiengängen hier.

Biologische Geschlechtsentwicklung ist komplex. Es spielen zahlreichen Faktoren eine Rolle, die in einem Netzwerk zusammenwirken.

Da mich aktuell zahlreiche Anfragen zum aktuellen Sachstand zu biologischem Geschlecht erreichen, möchte ich hier kurz einige Möglichkeiten zur Information anbieten.

Zunächst:

Es ist erfreulich, dass die aktuelle Debatte um einen Vortrag an der HU Berlin zu einer breiten Diskussion um biologisches Geschlecht anregt. Die HU hätte sich dabei ein Beispiel an der FU Berlin nehmen können, die der thematischen Fachdiskussion in der Biologie schon vor Jahren eine interdisziplinäre Tagung und einen Sammelband gewidmet hat. Diese Entwicklung holt die HU nun nach.

Ein paar Antworten aus der Biologie:

Ja, biologische Geschlechtsentwicklung ist komplex. Es spielen zahlreichen Faktoren eine Rolle, die in einem Netzwerk zusammenwirken. Die Wissenssendung „Quarks“ hat den aktuellen Sachstand in der Sendung "Junge oder Mädchen? Warum es mehr als zwei Geschlechter gibt" gut und einfach auf den Punkt gebracht. Für die Fragen zur biologischen Geschlechtsentwicklung empfehle ich die Sequenz ab Minute 5‘19‘‘ bis etwa zur Minute 11’30.

Dort wird korrekt ausgedrückt:

  • Jeder Embryo hat zunächst das Potenzial sich in jegliche geschlechtliche Richtung zu entwickeln. Es handelt sich um einen gemeinsamen (indifferenten) Ausganspunkt des Genitaltrakts. Aus ihm können unterschiedliche Ausbildungsformen des äußeren und inneren Genitals resultieren.
  • Auf allen Ebenen der Entwicklung des Genitaltraktes zeigt sich ein komplexes Wechselspiel von Faktoren. Allein auf genetischer Ebene werden mittlerweile 1.000 Gene als möglicherweise bedeutsam für die Ausbildung des Genitals beschrieben. Von ihnen sind 80 untersucht – durchaus mit widersprüchlichen Befunden. Das bedeutet: Die Disziplin Biologie weiß gar nicht so genau, wie die Geschlechtsentwicklung verläuft. Sie hat mehr oder weniger überzeugende Theorien. Und es ist wichtig, dass Biologie Geschlecht möglichst neutral erforscht - und nicht stetig die gesellschaftliche Annahme stereotyper Zweigeschlechtlichkeit an den Untersuchungsgegenstand heranträgt.
  • In dem kurzen Video wird auch deutlich, dass die Annahme, dass Hoden einfach Androgene (als vermännlichend betrachte Geschlechtshormone, zum Beispiel Testosteron) bilden würden und Eierstöcke Östrogene (als verweiblichend betrachtete Geschlechtshormone), so einfach schlicht falsch ist. Selbstverständlich bilden sowohl Eierstöcke als auch Hoden sowohl Androgene als auch Östrogene. Das ist schon allein deshalb der Fall, weil diese Hormone vielfältige Wirkungen im Organismus entfalten. Östrogene sind für die Ausbildung von Knochen, dem Herzen, der Nieren erforderlich. Sind sie nicht vorhanden, geht der Embryo zugrunde oder das geborene Kind stirbt. Androgene etwa Testosteron sind für die Ausbildung des Blutsgefäßsystems und der Muskulatur bedeutsam – und für die Einleitung der Pubertät. Und das nicht nur bei „den Jungen“, sondern auch bei „den Mädchen“.

Der gemeinsame Ausgangspunkt von Geschlecht wird bereits hier deutlich. Als Ergebnis des Entwicklungsweges stehen vielfältige Ausprägungsmöglichkeiten des inneren und äußeren Genitals. Das wird als Vielfalt bezeichnet oder auch als geschlechtliche Vielfalt. Geschlechtliche Vielfalt existiert eben auch, wenn wir konsequent auf einer „biologischen Ebene“ – also bei physischen und physiologischen Merkmalen – bleiben.

Zu dem Thema gibt es mittlerweile umfassende wissenschaftliche Literatur. Bitte lesen Sie sich und lest euch etwas ein, auch wenn ihr nicht aus der Disziplin Biologie seid. Auch Biologie ist verständlich und nachvollziehbar, wenn man sich etwas darauf einlässt. (Zu soziologischen Studien würden sich auch viele Personen äußern – also sehr gern auch Biologie verstehen und einbringen.)

Unbedingt lesen – gut verständliche Basis:

  • Evelyn Fox Keller, „Das Jahrhundert des Gens“: Wer biologisch nicht so versiert ist, erhält hier einen verständlichen Crashkurs zu Transkription, Translation, posttranskriptionalen und posttranslationalen Modifikationen.

Zeitlos zu Hormonforschung und für einen Überblick über biologische Geschlechtertheorien:

  • Anne Fausto-Sterling, „Gefangene des Geschlechts? Was biologische Theorien über Mann und Frau sagen“
  • Anne Fausto-Sterling, “Sexing the Body – Gender Politics and the Construction of Sexuality”
  • Smilla Ebeling & Sigrid Schmitz (Hg.), „Geschlechterforschung und Naturwissenschaften – Einführung in ein komplexes Wechselspiel“

Fokussiert auf biologische Geschlechtsentwicklung:

Wer sich danach noch mehr einlesen möchte - ein paar weitere Literaturtipps finden sich hier.

Jetzt, wo gesellschaftlich die Vormacht der Disziplinen Medizin und Biologie zaghaft hinterfragt wird und Menschen selbstbestimmt und eigenwillig ihr eigenes Geschlecht leben wollen und dabei die Mittel nutzen, die die aktuelle bürgerliche, kapitalistische Gesellschaft anbietet, stört Türcke diese „Eigenwilligkeit“ der Menschen.

Durch den Titel „Natur und Gender“ bin ich auf Christoph Türckes Buch gestoßen. Immerhin bei C.H. Beck erschienen, habe ich es mir bestellt und gelesen.

Türcke sieht die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen skeptisch: Mit Betrachtungen zu Antike und Aufklärung leitet er her, dass es damals um ein Verstehen „der Natur“ gegangen sei. Heute wolle man sie hingegen verändern. Besonders kritisch sieht er die Entwicklungen im Hinblick auf Geschlecht. Er argumentiert für mehr Mut zur „Eigenwilligkeit“ von Natur und mehr Demut vor ihr. So weit, so anregend für Diskussionen.

Allerdings bleiben die Gedanken oft zu kurz. So war die von Türcke als „gut“ betrachtete Aufklärung um 1800 nicht einfach beschreibend, sondern ein Ausgangspunkt oder Katalysator für weitreichende Naturbeherrschung. Bleiben wir beim Themenfeld Geschlecht: In den sich herausbildenden modernen biologischen und medizinischen Disziplinen wurde Geschlecht eben nicht einfach beschrieben, sondern wurden Frauen brachial herabgewürdigt. „Monströsitäten“, wie man damals sagte, sollten – durch medizinische und biologische Interventionen, also Naturbeherrschung, beseitigt und getilgt werden. Türcke spricht heute in Bezug auf Intergeschlechtlichkeit und Trans* von „Abweichungen“ und „Störungen“ – genau im Sinne eines solchen alten Denkens, das sortieren und aussortieren wollte. Jetzt, wo gesellschaftlich die Vormacht der Disziplinen Medizin und Biologie zaghaft hinterfragt wird und Menschen selbstbestimmt und eigenwillig ihr eigenes Geschlecht leben wollen und dabei die Mittel nutzen, die die aktuelle bürgerliche, kapitalistische Gesellschaft anbietet, stört Türcke diese „Eigenwilligkeit“ der Menschen. Der „Machbarkeitswahn“, den Türcke zu favorisieren scheint, ist einer, der Menschen unbedingt in das dominante zweigeschlechtliche gesellschaftliche Raster zwingen will – mit Therapien und Eingriffen. Und da möchte ich erwidern: Lass die Menschen doch eigenwillig leben und nicht die Struktur zentral bleiben!

Online-Vortrag mit anschließender Diskussion zum Thema „Geschlechtliche Vielfalt“ mit Prof. Heinz-Jürgen Voß von der Hochschule Merseburg

Gern weise ich auf die Veranstaltung im Ilmenauer ZinXX hin: Im Rahmen der Veranstaltungsreihe zu den Frauenkampftagen 2021 des offenen Jugend- und Wahlkreisbüros ZinXX in Ilmenau findet am 23. Februar 2021 zwischen 18.30 und 20 Uhr ein Online-Vortrag mit anschließender Diskussion zum Thema „Geschlechtliche Vielfalt“ mit Prof. Heinz-Jürgen Voß von der Hochschule Merseburg statt. Für die Teilnahme ist eine Anmeldung per E-Mail an zinxx@redroxx.de oder per Telefon 03677/8918077 erforderlich. Informationen finden sich hier.

„Wird es ein Junge oder ein Mädchen?" eine der ersten Fragen vor der Geburt eines Menschen, die Eltern beantworten sollen. Wenn darauf keine Antwort kommt, dann folgt betretenes Schweigen. Doch danach geht es weiter: Rosa und blau. Kleid oder Hose. Barbie oder Auto. Womit darf das Kind spielen? Mit der Geburt, in der Kindheit und darüber hinaus, scheint ein Mensch erst zu existieren, wenn er sich einordnen lassen kann in eine Gesellschaft mit zwei Geschlechtern. Was am Ende des Monats im Geldbeutel landet, wie viel Hygieneprodukte kosten, die Frage nach gesellschaftlicher Anerkennung: Alles ist aufgeladen durch die Frage welches Geschlecht wir haben. Unter Berufung auf „natürliche Unterschiede" werden auch immer wieder gesellschaftliche Ungleichbehandlungen und Diskriminierungen gerechtfertigt. Doch was ist „natürlich" an Geschlecht? Gibt es biologisch zwei Geschlechter?  Oder werden wir dazu erzogen, so zu denken. Diese Fragen wollen wir beantworten und diskutieren. Wie kam es dazu, dass wir in zwei Geschlechtern denken? Was bedeutet das für den Kampf um die Anerkennung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt? Und wie können wir uns von diesem binären Bild von Geschlecht befreien? Das besprechen wir mit Heinz-Jürgen Voß.

Heinz-Jürgen Voß ist Diplom-Biologie und promovierte 2010 zur gesellschaftlichen Herstellung biologischen Geschlechts. Seine Forschungsschwerpunkte sind: biologisch-medizinische Geschlechtertheorien, Geschichte und Ethik der Medizin und Biologie, Queer-feministische und kapitalismuskritische Theorien. Seit 2014 ist er Professor für „Sexualwissenschaften und Sexuelle Bildung" am Institut für angewandte Sexualwissenschaft des Fachbereichs Soziale Arbeit. Medien. Kultur an der Hochschule Merseburg. Heinz-Jürgen Voß ist antirassistisch, antifaschistisch und queer-feministisch politisch aktiv.“

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So lassen sich nach einem ersten Überblick über gute Materialien (2013) mittlerweile einige weitere Materialien für den Schulunterricht anführen, die explizit auf geschlechtliche (und auch sexuelle) Vielfalt orientieren.

Erfreulicherweise passiert mittlerweile nicht nur in der Wissenschaft einiges in Bezug auf geschlechtliche und sexuelle Vielfalt. Auch der Schulunterricht nimmt den wissenschaftlichen Sachstand auf. So lassen sich nach einem ersten Überblick über gute Materialien (2013) mittlerweile einige weitere Materialien für den Schulunterricht anführen, die explizit auf geschlechtliche (und auch sexuelle) Vielfalt orientieren. Die folgenden sollen - gerade im Hinblick auf den Biologie-Unterricht - empfohlen werden:

(1) Sexualerziehung mit Generation Z: Zeitgemäßer Biologieunterricht nach den aktuellen Richtlinien in den Klassen 5-10 (von Ursula Rosen, erschienen im Auer-Verlag):

Das Material entspricht den Lehrplänen zur Sexualerziehung und trägt dabei auch Fragen geschlechtlicher (und sexueller) Vielfalt Rechnung. Das bedeutet, dass auch Intergeschlechtlichkeit nicht etwa als "Fehler" oder "Störung" angeführt wird, sondern als Ausprägungsform menschlicher Geschlechtlichkeit, wie es zuletzt das Bundesverfassungericht in seiner Entscheidung für den Geschlechtseintrag "divers" angeführt hatte. Es handelt sich um gutes und zeitgemäßes Material. Mehr Informationen (Verlagslink).

(2) Vielfalt in Sexualität und Geschlecht: Themenhefte Sekundarstufe Biologie (von Alexander Lotz, erschienen bei Cornelsen):

Wie das vorhergehende Material wartet auch dieses Unterrichtsmaterial mit guten Methoden auf. Fragestellungen insbesondere zu sexueller Vielfalt, aber auch zu geschlechtlicher Vielfalt werden anschaulich aufgeschlüsselt - allgemeine Inhalte zu Sexualerziehung sind hier hingegen nicht Inhalt. Lehrkräfte erhalten damit gut nutzbar das Hintergrundwissen, die zugehörigen Methoden und das Material, um mit ihren Klassen die Themen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Biologie-Unterricht bearbeiten zu können. Mehr Informationen (Verlagslink).

(3) Diversität im Klassenzimmer: Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Schule und Unterricht (von Birgit Palzkill et al., erschienen bei Cornelsen):

Dieses Material ist allgemeiner angelegt und fokussiert nicht ausschließlich auf den Biologie-Unterricht. Es werden insbesondere die Hintergründe sexueller und geschlechtlicher Vielfalt aufgezeigt, wobei mitunter eine Überhöhung einer vermeintlich fortschrittlichen Situation in Deutschland mitschwingt und nicht ausreichend auf die Problemlagen von queeren Jugendlichen in Deutschland gesehen wird. Dennoch bringt auch diese Material einige gut aufbearbeitete Hintergünde für Lehrkräfte mit. Mehr Informationen (Verlagslink).

(4) VIDEO Junge oder Mädchen? Warum es mehr als zwei Geschlechter gibt (WDR, Sendung Quarks):

Auf jeden Fall ist für die Diskussion im Biologie-Unterricht in Bezug auf die Bestandteile und die Ausbildung des Genitaltrakts das Video "Junge oder Mädchen?" sehr zu empfehlen. Die Sequenz ab Minute 5'19'' bis ca. Minute 11 macht die biologischen Grundlagen gut nachvollziehbar und regt Kinder und Jugendliche - ebenfalls Klassenstufe 5 bis 10 - zur Diskussion an. Wie fest ist Geschlecht chromosomal, genetisch oder auch hormonell festgelegt - wie offen sit die Entwicklung? Mehr Informationen (Mediathek des WDR).

Gern weise ich auf die Sendung "Junge oder Mädchen? Warum es mehr als zwei Geschlechter gibt" der WDR-Reihe "Quarks & Co" hin. Dort werden u.a. einige aktuelle Erkenntnisse der Biologie zur Geschlechtsentwicklung und insbesondere die soziale Bedeutung von Geschlechterbetrachtungen vorgestellt. Aus dem Ankündigungstext:

Wir lassen uns einfach in "männlich" und "weiblich" einteilen? Das denken wir – stimmt aber nicht! Was unser Geschlecht ausmacht, ist vielfältig: Hormone, Chromosomen, Anatomie, Geschlechtsorgane oder unser Gehirn. Dabei gibt es Variationen – so häufig, dass immer mehr Forscher das Geschlecht als Kontinuum betrachten, auf dem "weiblich" und "männlich" nur die Endpole sind. Aber was bedeutet das für uns? Autor/-in: Jakob Kneser, Dirk Gilson, Anke Rau, Angela Sommer, Georg Wieghaus, Pina Dietsche

Der Link zur Sendung findet sich hier. Sie kann auch als mp4-Format direkt für die Lehre heruntergeladen werden.

In der aktuellen Ausgabe (November 2016) der Zeitschrift "analyse & kritik" hat die Sozialarbeiter_in und Geschlechterforscher_in Lisa Krall das Buch "Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität: Kritische Perspektiven" (von Zülfükar Çetin und Heinz-Jürgen Voß) besprochen. In der Rezension schreibt sie unter anderem: "Çetin und Voß setzen sich in ihrem Band kritisch mit der Identitätskategorie »des Homosexuellen« und der mit ihr verbundenen Emanzipationsbewegung auseinander und diskutieren beides als Bestandteile westlicher Hegemonie. Im dicht argumentierten ersten Teil bereiten sie den Boden für zwei weitere Kapitel, die sich einmal auf »Homosexualität« in Naturwissenschaften und in Pädagogik konzentrieren (Voß) und zweitens Homo-/Queerpolitiken sowie Homonationalismus in Zusammenhang mit Gentrifizierung setzen (Çetin)..." weiter geht es hier, bei "analyse & kritik".